Studie: Kopfschmerz bei Schülern weit verbreitet

Kopfschmerzen sind bei Schülern weit verbreitet. Und sie treffen
Mädchen häufiger als Jungen. Das besagt eine Studie, die auch die
Rolle von digitalem Medienkonsum oder Sport beleuchtet. Ein Ergebnis
hat die Projektgruppe überrascht.

Datteln (dpa) - Chronische Kopfschmerzen sind bei Schülern einer
Befragung zufolge weit verbreitet und treffen Mädchen deutlich
häufiger als Jungen. Die Ergebnisse der Umfrage des Deutschen
Kinderschmerzzentrums an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in
Datteln wurden am Freitag vorgestellt. Demnach gaben in der
repräsentativen Erhebung 40 Prozent der mehr als 2000 Befragten aus
städtischen Regionen in Nordrhein-Westfalen chronische Schmerzen an.
Das sind nach gängiger Definition Schmerzen, die seit mindestens drei
Monaten wenigstens einmal im Monat auftreten. Rund 33 Prozent aller
Schüler berichteten, sogar mindestens einmal pro Woche Schmerzen zu
haben. Am häufigsten handelte es sich um wiederkehrenden Kopfschmerz.

Über chronische Kopfschmerzen klagte mehr als jeder vierte Schüler
(27 Prozent). Mädchen waren mit 35 Prozent viel häufiger betroffen
als Jungen (18 Prozent). Hier spielten biologische Komponenten - etwa
das Einsetzen der Menstruation - und psychologische und emotionale
Faktoren eine Rolle, sagte Studienleiterin Julia Wager. Unter allen
Schülern mit chronischen Kopfschmerzen erlebten 80 Prozent diese
mindestens einmal pro Woche. Gut jeder Dritte mit wiederkehrendem
Kopfschmerz verpasst daher auch Schulunterricht.

Beim Umgang mit dem Schmerz zeigte sich: 37 Prozent der Befragten mit
chronischen Kopfschmerzen hatten im letzten Quartal einen Arzt
aufgesucht. Gut drei Viertel (76 Prozent) sagten, dass sie in den
vergangenen drei Monaten Medikamente genommen haben - und zwar im
Durchschnitt an vier Tagen im Monat. In rund 13 Prozent der Fälle
sogar eine Woche lang. Mädchen greifen dabei laut Studie häufiger zu
Schmerzmitteln als Jungen. «Der hohe Medikamentenkonsum hat uns
überrascht und ist alarmierend», betonte Wager.

Medikamente seien bei Spannungskopfschmerz bei weitem nicht das
einzige Mittel. Vieles andere könne helfen - frische Luft, Bewegung,
Ablenkung. Jungen Leuten müsse klar sein, dass Schmerzmittel
Nebenwirkungen haben können. «Und dass man selber aktiv etwas tun
kann gegen den Schmerz», sagte Wager. Das Ergebnis zeige auch, dass
es mehr Präventionskonzepte brauche.

Chronische Kopfschmerzen werden laut Studie durch Medienkonsum
begünstigt. Jede Stunde, die Heranwachsende mit Medien wie Handy,
Tablet, Laptop, Computer aber auch Fernseher - verbringen, erhöhe das
Kopfschmerzrisiko um sieben Prozent, berichtete Wager. Die
Studienteilnehmer nutzen diese Medien durchschnittlich rund fünf
Stunden. Es gebe einen Zusammenhang, aber «keine massive Gefährdung»

durch diese Medien.

Schmerz sei «multidimensional». Auch die Schlafqualität könne einen

Einfluss haben. Wer sich in der Schule nicht wohlfühle oder seine
schulische Leistung vergleichsweise gering einschätze, habe
tendenziell ein erhöhtes Risiko. Wichtiger Schutzfaktor sei
körperliche Bewegung: Drei Viertel der Befragten treiben mindestens
zweimal oder dreimal pro Woche Sport. «Bei ihnen ist das Risiko
chronischer Kopfschmerzen um 50 Prozent reduziert.»

Neben Kopfschmerzen hatten die Kinder und Jugendlichen auch häufig
Muskel- und Gelenkschmerzen (20 Prozent) sowie Bauchschmerzen (18
Prozent) angegeben.

Am Schmerzzentrum der Vestischen Klinik in Datteln, die eng mit der
Uni Witten/Herdecke kooperiert, waren im Rahmen des vom Bund
geförderten Projekts für die so genannte Chap-Studie ein Jahr lang zu
fünf Zeitpunkten mehr als 2000 Schüler online befragt worden. Die
Kinder und Jungendlichen der fünften bis zehnten Klassen wohnten in
städtischen Regionen in Nordrhein-Westfalen. Auch rund 1600 Eltern
machten Angaben. Es ging um Schmerzen, körperliche und psychische
Gesundheit, Schule und Freizeit sowie die Einnahme von Medikamenten
oder Arztbesuche.