Forscherin bangt um Zukunft des Bluttests für Brustkrebs

Eine Forscherin hält den von ihr an der Uniklinik Heidelberg
mitentwickelten Bluttest für Brustkrebs gefährdet. Das ihr am Herzen
liegende Projekt sei durch das Fehlverhalten einzelner in Misskredit
gekommen. Sie selbst fühlt sich ausgebootet.

Heidelberg (dpa/lsw) - Nach einer umstrittenen PR-Kampagne sieht eine
einst wesentlich an den Forschungen zu einem Bluttest für Brustkrebs
beteiligte Wissenschaftlerin diese Methode diskreditiert und
beschädigt. «Die PR-Maßnahme vor der wissenschaftlichen
Veröffentlichung hat dem Test massiv geschadet, so dass dieser
womöglich für die Zukunft verbrannt sein könnte», sagte Barbara
Burwinkel, Professorin an der Uniklinik Heidelberg, unter deren
Führung die Grundlagen für diesen Früherkennungstest über Jahre
entwickelt worden waren. Bei möglichen Investoren und der
Wissenschaftsgemeinde sei durch die Affäre die Glaubwürdigkeit des
Ansatzes erschüttert worden, sagte die Molekularbiologin der
Deutschen Presse-Agentur.

Der Chef der Heidelberger Frauenklinik, Christof Sohn, hatte den Test
im Februar dieses Jahres öffentlich als fast marktreif gepriesen und
die PR-Aktion initiiert. Nach Überzeugung Burwinkels dauert es aber
noch mehrere Jahre bis der Test auf den Markt kommen kann. Weitere
zeitaufwendige Studien seien unerlässlich.

Sie sei nach kritischen Fragen aus dem Projekt hinausgedrängt worden
- mit dem aus ihrer Sicht fragwürdigen Argument, ihre Mitwirken an
dem Test verstoße gegen das Anti-Korruptionsgesetz. Zugleich habe man
die Herausgabe wichtiger Daten von ihr verlangt. Die Forscherin
bezweifelt auch die Kompetenz der jetzt für den Bluttest
Verantwortlichen. Denn Sohn und die von ihm eingesetzte
Projektleiterin Sarah Schott hätten zu dem Thema nichts eigenständig
publiziert.

Überdies befürchte sie, dass sie und ihre Kollegen als Erfinder der
möglichen Früherkennungsmethode leer ausgehen. «Mein Team hat zwar
Patente eingereicht, aber uns wurden nicht wie üblich Lizenzen,
Optionen darauf oder Absprachen vorgelegt», sagte die Professorin.

Adressat der Beschwerde ist die Technologie Transfer Heidelberg GmbH,
die zu 90 Prozent dem Klinikum gehört und selbst wiederum mit 48,63
Prozent an der Heiscreen GmbH beteiligt ist. Diese Klinikausgründung
soll die Vermarktung des Bluttests übernehmen. Sie habe die
Technologie Transfer Heidelberg zweimal um Informationen gebeten,
zuletzt vor einem Monat. Bislang habe sie kein Gehör gefunden. Es
bestehe die Gefahr, dass Wissenschaftlern Erfindervergütungen
vorenthalten würden. Insider gehen davon aus, dass eine
funktionsfähiger Brustkrebstest ein Milliardengeschäft sein könnte.


Die Technology Transfer Heidelberg GmbH betonte, alle Erfinder
erhielten aus den Erlösen, die durch ihre patentierten Erfindungen
erzielt werden, 30 Prozent auf ihre Gehälter ausgezahlt.
Im Falle des in der Evaluierung befindlichen Bluttests seien bisher
keine Erlöse oder Einnahmen entstanden. Somit gebe es auch nichts zu
verteilen.