Hilfsangebote für psychisch kranke Kinder sollen vernetzt werden

Vechta (dpa/lni) - Bei der Versorgung psychisch kranker Kinder in den
Landkreisen Vechta und Cloppenburg wollen Klinikmitarbeiter und
niedergelassene Psychiater, Jugendhilfe, Schulen und Kindergärten
enger zusammenarbeiten. «Immer mehr Kinder und Jugendliche fallen
durch alle Netze», sagte am Mittwoch Andreas Romberg, Chefarzt der
Clemens-August-Jugendklinik in Neuenkirchen-Vörden. Bisher gebe es in
Deutschland nahezu keine Vernetzung zwischen Gesundheitswesen und dem
Schul- und Bildungsbereich, kritisierte er. Diese Aufgabe übernehmen
in skandinavischen Ländern zum Beispiel Schulkrankenschwestern.

Romberg zufolge sind zehn Prozent aller schulpflichtigen Kinder und
Jugendlichen in Deutschland behandlungsbedürftig psychisch erkrankt.
Besonders gefährdet seien arme Mädchen und Jungen, Kinder mit
psychisch kranken Eltern oder aus Familien mit Trennungskonflikten.
In den kinderreichen Landkreisen Vechta und Cloppenburg gebe es nur
einen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater und eine
Jugendklinik, beklagte der Arzt. Zu den Patienten zählten auch Kinder
aus Bulgarien oder Rumänien, deren Eltern zu Billiglöhnen in der
Fleischindustrie arbeiteten. «Sie sind in einer prekären
wirtschaftlichen Situation, manche gehen nicht einmal zur Schule.»

Im Jahr 2016 haben in Niedersachsen laut Statistischem Landesamt 5,2
Prozent der Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen.
Häufig geht dem Abbruch jahrelange Schulverweigerung voraus. Ursachen
dafür seien oft Überforderung, Depressionen, die Sorge um ein
psychisch krankes Elternteil oder eine eigene dissoziale
Verhaltensstörung, berichtete der Chefarzt der Jugendklinik.