Bayern Spitzenreiter bei medizinischer Versorgung mit Helfern vor Ort

Wenn das Herz stehen bleibt, zählen nicht nur Minuten, sondern selbst
Sekunden. Doch gerade auf dem Land muss der Notarzt erst eine ganze
Weile fahren, bevor er beim Patienten ist. Oft genug helfen deshalb
Ehrenamtliche - in Bayern öfter als irgendwo sonst in Deutschland.

München (dpa/lby) - Der Freistaat ist bundesweit Spitzenreiter bei
der medizinischen Versorgung von Notfällen durch ehrenamtliche
Ersthelfergruppen. «In Bayern haben wir mit fast 500
Helfer-vor-Ort-Einheiten mit Abstand die meisten Helfer», sagte der
Forschungsleiter der ADAC Stiftung, Thomas Heinrich, der Deutschen
Presse-Agentur. Dies gehe aus einer Studie der in München ansässigen
Stiftung hervor. Die Helfer sind mindestens basismedizinisch
ausgebildete Ortsansässige, teils auch Ärzte, die bei einem Notfall
von der Leitstelle zusätzlich informiert werden. Durch die kurzen
Wege können sie oftmals deutlich schneller Erste Hilfe leisten als
der Rettungsdienst oder Notarzt.

Wie der Rechtsrahmen für diese Einsätze ist, ist bundesweit sehr
unterschiedlich. In Bayern ist die organisierte Erste Hilfe im
Rettungsdienstgesetz definiert und durch einen eigenen Leitfaden
geregelt. Der Gedanke dahinter: «Die rettungsdienstliche
Versorgungsstruktur wird nie soweit ausgeweitet werden können, dass
der öffentliche Rettungsdienst beispielsweise jede Person mit einem
Herz-Kreislauf-Stillstand innerhalb der drei bis fünf Minuten
erreicht, in denen eine Herzdruckmassage spätestens begonnen werden
muss, damit das Gehirn nicht dauerhaft geschädigt wird», erläuterte
ein Sprecher des Innenministeriums.

Deshalb werden die meist bei der Feuerwehr («First Responder») oder
Hilfsorganisationen («Helfer vor Ort») angesiedelten Retter von der
Leitstelle mitinformiert, wenn dadurch ein Zeitvorteil zu erwarten
ist. Was in Bayern schon viele Leben gerettet hat, ist im Norden und
im Osten Deutschlands kaum bekannt: Dort klaffen große Löcher im
Netz, wie die Studie der ADAC Stiftung gezeigt hat. Dabei sind die
Zeitvorteile laut Studie teils erheblich: Gerade in ländlichen, dünn
besiedelten Gebieten waren die ehrenamtlichen Helfer bis zu 5,2
Minuten schneller bei den Betroffenen als der Rettungsdienst.