Chemie-Rückstände im Wasser: Fahrplan gegen Spurenstoffe vereinbart

Berlin (dpa) - Ob Medikamente, Unkrautgift oder Shampoo: Deutschland
will besser gegen Chemie-Rückstände in Gewässern vorgehen.
Unternehmen, Umweltschützer, Wasserwirtschaft und Politik einigten
sich in Berlin auf einen Fahrplan zur Verringerung sogenannter
Spurenstoffe. Zunächst soll es eine einjährige Testphase geben, um
dann eine «gemeinsame, umfassende Spurenstoffstrategie» zu
entwickeln, wie das Bundesumweltministerium am Dienstag mitteilte.

Unter anderem soll es demnach nun gemeinsame Bewertungskriterien
geben, eine Informationskampagne für Bürger und eine Prüfung, an
welchen Kläranlagen in Deutschland eine verbesserte
Abwasserbehandlung sinnvoll ist, die Spurenstoffe beseitigt. So
sollen Länder Kläranlagen bestimmen, die nachgerüstet werden.
Hersteller hätten sich «dazu bekannt, konkrete Minderungsmaßnahmen
für einzelne dieser Spurenstoffe zu ergreifen», hieß es.

Spurenstoffe stammen etwa von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln,
Industrie- und Haushaltschemikalien, Kosmetik oder Waschmitteln. Sie
gelangen über Herstellung, Verwendung oder Entsorgung ins Wasser.
Laut Umweltministerium können sie trotz der niedrigen Konzentrationen
den Ökosystemen schaden und die Gewinnung von Trinkwasser erschweren.

Von einer «bitteren Enttäuschung» sprachen die Grünen im Bundestag.

«Auch nach rund drei Jahren Dialogprozess werden dringend notwendige
Problemlösungen weiter auf den Sankt-Nimmerleins-Tag geschoben» sagte
die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Bettina Hoffmann. Ein
Sprecher des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), zu dem auch
Trinkwasserversorger gehören, mahnte, Vorsorge sei besser und
günstiger als Nachsorge: «Das Problem muss an der Wurzel angegangen
werden, also beim Verursacher der Einträge.»