Warnungen vor steigender Gewalt gegen Praxisteams

Die Zahl der Straftaten gegen Ärzte in Baden-Württemberg ist
gestiegen - von 62 im Jahr 2014 auf 92 im Jahr 2017. Steigen die
Aggressionen in Arztpraxen allgemein?

Stuttgart (dpa/lsw) - Experten gehen von einer steigenden Gewalt
gegenüber Ärzten und Praxisteams in Deutschland aus. Nach Auskunft
der Bundesärztekammer nehmen Ärzte deutlich wahr, dass die
Aggressivität gegenüber ihrer Berufsgruppe und anderer Berufsgruppen
im Gesundheitswesen zunimmt. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der
Verband medizinischer Fachberufe (VMF): «Die Medizinischen
Fachangestellten in den Arztpraxen berichten von einem zunehmend
raueren Umgangston an den Anmeldungen und von offener
Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Team einer Arztpraxis», sagte
Barbara Kronfeldner, Referatsleiterin für Medizinische
Fachangestellte beim VMF.

2017 gab es im Südwesten 92 Straftaten mit Ärzten als Opfer. Drei
Jahre zuvor zählte das Sozialministerium noch 62 Fälle. Für
medizinische Fachangestellte gibt es keine Zahlen, das
baden-württembergische Ärzteblatt weist außerdem auf eine
Dunkelziffer hin.

Die Bundesärztekammer verweist auf Angebote der Ärztekammern im Land.
So gebe es Beratungen, Deeskalationskurse, Sicherheitstrainings und
Kommunikationskurse. Um den Schutz von Ärzten zu erhöhen, sei man
zudem in intensiven Gesprächen mit der Bundesregierung. Der VMF
fordert, dass Gewalt gegen Praxisteams auch in den Straftatbestand
«Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und
Rettungsdienstmitarbeiter» aufgenommen wird. Zudem müssten
Arbeitgeber ihrer Schutzfunktion für ihre Angestellten besser
nachkommen.

Mitte August vergangenen Jahres hatte ein Patient einen
Allgemeinmediziner in Offenburg in dessen Praxis mit zahlreichen
Messerstichen getötet und eine Arzthelferin verletzt. Die Tat hatte
in der mehr als 60 000 Einwohner zählenden Stadt für Unruhe gesorgt
und Betroffenheit ausgelöst. Der mutmaßliche Täter steht derzeit vor

Gericht.