WHO sieht Impfmüdigkeit als Gefahr für globale Gesundheit

Masern und andere Erkrankungen treten wieder häufiger auf, obwohl es
wirksame Impfstoffe gibt. Deshalb wird auch in Deutschland der Ruf
nach einer Impfpflicht laut.

Genf (dpa) - Mangelnde Impfbereitschaft zählt laut der
Weltgesundheitsorganisation WHO zu den gegenwärtig größten
Gesundheitsrisiken der Welt. Sie drohe die Fortschritte bei der
Bekämpfung von Krankheiten zunichte zu machen, die mit Impfungen
vermeidbar sind. Die Verbesserung der Impfbereitschaft gehört deshalb
laut WHO zu den vorrangigen Zielen für die kommenden Jahre. Zuerst
berichtete «stern.de» über die WHO-Mitteilung.

Als weitere maßgebliche Gefahren für die Gesundheit der Menschen
weltweit sieht die WHO die Luftverschmutzung, die Ausbreitung
Antibiotika resistenter Keime, die Übergewichts-Epidemie und das
Auftauchen gefährlicher Erreger wie Ebola.

Impfungen verhindern laut WHO jährlich zwei bis drei Millionen
Todesfälle. Weitere 1,5 Millionen könnten hinzukommen, wenn weltweit
mehr Menschen geimpft würden. Die Gründe für die Impfmüdigkeit seie
n
vielfältig. Dazu gehörten schlichte Nachlässigkeit, der schwierige
Zugang zu Impfstoffen oder mangelndes Vertrauen.

Welchen Folgen das haben kann, verdeutlichte die Organisation am
Beispiel der Masern: Weltweit sei die Zahl der Fälle im Jahr 2017 um
30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Auch in einigen
Ländern, die bereits kurz vor der Ausrottung der Krankheit gestanden
hätten, gebe es wieder mehr Fälle.

Zu einem Anstieg der Masern-Fälle kam es zuletzt auch in der
WHO-Region Europa: Im Jahr 2017 seien dort 23 927 Menschen erkrankt -
2016 waren es nur 5273. Auch in Deutschland gibt es immer wieder
Ausbrüche, die jährlichen Fallzahlen schwanken erheblich.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sprach sich angesichts
der Entwicklung für eine Impfpflicht aus. «Ich selbst befürworte bei

einer so gefährlichen Krankheit wie den Masern eine Impfpflicht»,
sagte Lauterbach der Zeitung «Die Welt». Er werde «auf
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zugehen und ihm
empfehlen, dass wir in Deutschland eine neue Diskussion über
die Notwendigkeit einer Impfpflicht führen, da sich die
bisherigen Kampagnen für eine freiwillige Impfung als nicht
hinreichend erwiesen haben».

Im laufenden Jahr will die WHO unter anderem die Bekämpfung von
Gebärmutterhalskrebs über eine Ausweitung der HPV-Impfungen
vorantreiben. Auch die Ausrottung von Polio in Afghanistan und
Pakistan sei ein wichtiges Ziel.