Samsung entschuldigt sich für Todes- und Krankheitsfälle

Seit Jahren streiten Familien von erkrankten Arbeitern bei Samsung um
Schmerzensgeld. Es geht um die Anerkennung berufsbedingter
Erkrankungen beim führenden südkoreanischen Technologieunternehmen.
Beide Seiten wollen jetzt der Entscheidung eines Schlichters folgen.

Seoul (dpa) - Nach Krebserkrankungen und Todesfällen unter hunderten
Arbeitern in seinen Chip- und Display-Fabriken hat sich der
Technologieriese Samsung offiziell entschuldigt. Firmenpräsident Kim
Ki Nam äußerte am Freitag laut südkoreanischen TV-Sendern sein
Bedauern darüber, nicht «genug gegen potenzielle Gesundheitsrisiken
in den Produktionslinien für Chips und LCD-Bildschirme» getan zu
haben. «Wir entschuldigen uns aufrichtig bei denen, die unter
Krankheiten gelitten haben, sowie bei den Familien.» Samsung stimmte
einer Regelung über Schmerzensgeldzahlungen zu.

Der Schritt des Marktführers bei Speicherchips, Smartphones und
TV-Geräten folgte einem jahrelangen Streit mit Vertretern der
Opfer-Familien. Beide Seiten hatten in diesem Monat zugestimmt, den
Entscheidungen eines Schlichtungskomitees zu folgen und den Streit
beizulegen. Samsung erklärte sich unter anderem dazu bereit, in den
nächsten zehn Jahren bis zu 116 000 Euro (150 Millionen Won)
Schmerzensgeld an ehemalige und jetzige Mitarbeiter zu zahlen, wenn
deren Erkrankung auf den Umgang mit Chemikalien am Arbeitsplatz
zurückgeführt werden kann.

Die Regelung gilt für alle, die seit Mai 1984 in den Halbleiter- und
LCD-Anlagen gearbeitet haben. Samsung hatte sich schon einmal im Mai
2014 bei Beschäftigten und ihren Familien entschuldigt, die an
Leukämie oder anderen Krebsarten erkrankt waren, aber auch betont,
der Konzern erkenne keinen Zusammenhang an.

Die Gruppe Unterstützer für die Gesundheit und Rechte der Menschen in
der Halbleiterindustrie (SHARPS) hat 320 arbeitsbedingte
Krankheitsfälle unter Arbeitern in Samsung-Fabriken dokumentiert
(Stand: Juni 2018). Von den Opfern seien 118 gestorben. Die Zahlen
wurden von Samsung nicht bestätigt. Der Konzern will zudem einen
Fonds im Volumen von knapp 39 Millionen Euro für die industrielle
Sicherheit und Gesundheit einrichten.

Der Skandal geht auf das Jahr 2007 zurück, nachdem eine Arbeiterin
bei Samsung an den Folgen von Leukämie gestorben war. Ihr Vater Hwang
Sang Gi setzte sich seitdem für die betroffenen Arbeiter und deren
Familien ein. Er werde die Entschuldigung von Samsung akzeptieren,
sagte Hwang am Freitag im Fernsehen. «Schadenersatz ist wichtig, doch
wichtiger ist Prävention.» Hwangs Gruppe fordert unter anderem von
Samsung, offenzulegen, welche Chemikalien beim Produktionsprozess
benutzt werden.