Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn auf Werbetour

Jetzt wird es ernst für die potenziellen Merkel-Nachfolger: Die
Bewerber um den CDU-Vorsitz müssen bei Regionalkonferenzen die
Parteibasis überzeugen. Die aussichtsreichsten Kandidaten laufen sich
bereits warm.

Berlin (dpa) - Im Rennen um die Nachfolge der CDU-Vorsitzenden Angela
Merkel bringen sich die Kandidaten in Stellung: Generalsekretärin
Annegret Kramp-Karrenbauer warb am Mittwoch in Berlin für eine «große

Steuerreform», der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz sagte
der AfD den Kampf an, und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
grenzte sich offensiv von seinen Konkurrenten ab.

An diesem Donnerstag findet in Lübeck die erste von insgesamt acht
Regionalkonferenzen statt, bei der sich die Kandidaten um den
CDU-Vorsitz den Fragen der Parteibasis stellen müssen. Neben Spahn,
Merz und Kramp-Karrenbauer bewirbt sich eine Reihe weithin
unbekannter Kandidaten um die Merkel-Nachfolge. Die Entscheidung
fällt auf einem Parteitag am 7. Dezember in Hamburg.

Merz kündigte am Mittwoch an, er wolle der AfD die Hälfte ihrer
Wähler abjagen. Aus seiner Sicht sei die Partei offen nationalistisch
und in Teilen antisemitisch, sagte er in einem Interview der
«Bild»-Zeitung. Kurzfristig bekomme man die AfD nicht weg, weil sie
in allen 16 Landtagen sowie im EU-Parlament und im Bundestag sitze.
«Aber halbieren kann man sie.» Die AfD liegt in Umfragen derzeit bei
13 bis 16 Prozent, im Bundestag ist sie größte Oppositionsfraktion.

Kramp-Karrenbauer warb währenddessen für ihre steuerpolitischen
Vorstellungen. «Wir werden auf absehbare Zeit eine Steuerreform
brauchen», betonte sie beim «Wirtschaftsgipfel» der «Süddeutschen

Zeitung». Dies sei vor allem im Hinblick auf die Digitalisierung
nötig - etwa um die Steuervermeidung von Konzernen zu verhindern,
aber auch, um neue Anreize zu schaffen. «Wenn wir wettbewerbsfähig
bleiben wollen, muss man das angehen», sagte sie.

Spahn machte gesellschaftspolitische Unterschiede zu
Kramp-Karrenbauer deutlich. «Ich habe aus voller Überzeugung für die

Öffnung der Ehe gestimmt», sagte er dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (Mittwoch). Der Gesundheitsminister hatte seinen
Lebensgefährten im vergangenen Dezember geheiratet. «Wenn nun unsere
Ehe in einem Atemzug mit Inzest oder Polygamie genannt wird, trifft
mich das persönlich.» Kramp-Karrenbauer steht der
gleichgeschlechtlichen Ehe ablehnend gegenüber.

Von Merz unterscheide ihn der Umgang mit der Partei, erklärte Spahn.
«Ich habe allein in den letzten zwei Jahren über 250 Termine vor Ort
gemacht und mit vielen Mitgliedern und Wählern diskutiert. Ich habe
mit der Partei in guten und schlechten Zeiten Wahlkampf geführt. Und
der Generationenwechsel ist nicht nur ein Wort: Ich biete eine
Perspektive, die über vier Jahre hinausgeht.»

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht unterdessen
keinen zwingenden Zusammenhang zwischen CDU-Vorsitz und dem Amt des
Bundeskanzlers. Der «Neuen Westfälischen» sagte der Merkel-Vertraute:

«Es gibt keinen Automatismus, dass ein neuer Parteivorsitzender oder
eine neue Parteivorsitzende an die Regierungsspitze rückt.»