Bill Gates: Afrikanern zuerst vor Ort helfen

Welche Hilfe für Afrika ist am sinnvollsten? Bill Gates spricht über
die Bekämpfung von Fluchtursachen, Kapitalismus und die
Geberbereitschaft seiner Heimat USA.

Berlin (dpa) - Um den afrikanischen Kontinent zu stärken, hält
Microsoft-Gründer Bill Gates die Bekämpfung von Fluchtursachen vor
Ort für besonders wichtig - auch mit Blick auf ein rasantes
Bevölkerungswachstum. «Die primäre Herangehensweise muss darin
liegen, Stabilität in den Ländern selbst zu schaffen», sagte er am
Montagabend in Berlin. Es müsse in die junge Generation in Afrika
investiert werden, damit nicht so viele Kinder schlecht ernährt
würden und ohne Bildung aufwüchsen. Gates gab Prognosen wieder, die
eine Verdopplung der afrikanischen Bevölkerung bis 2050 voraussagen -
auf dann mehr als zwei Milliarden Menschen.

Der Microsoft-Gründer war wegen eines Treffens der von ihm
mitgegründeten wohltätigen Initiative «Grand Challenges» nach Berli
n
gekommen. Bei dem Besuch wurde die Gründung einer neuen
Forschungspartnerschaft zur globalen Gesundheit verkündet - zwischen
dem deutschen Bildungsministerium, der Afrikanischen Akademie der
Wissenschaften und der Gates Stiftung. Ein Vorhaben: Afrikanische
Wissenschaftler sollen dabei unterstützt werden, Gesundheitsprobleme
von Müttern, Neugeborenen und Kindern zu erforschen. Außerdem hat die
Gates-Stiftung nun ein Büro in Berlin.

Gates mahnte an, dass Länder wie Deutschland spendabel bleiben
sollten und viel forschen. «Wir hoffen, dass Deutschland sein
Engagement beibehält.» Er sagte, dass die Bereitschaft des
US-Kongresses, sich gegen Pläne der Trump-Regierung zur Kürzung von
Entwicklungshilfe zu richten, auch davon abhänge, wie solidarisch
sich andere Länder als Geber zeigten.

Den Kapitalismus hält Gates für das richtige Mittel, um
Ungleichheiten zu bekämpfen. «In einem kapitalistischen
Wirtschaftssystem kann man Steuerniveaus festlegen, um Wohlstand zu
verteilen.» Es sei schwierig, sich ein System vorzustellen, das
ebenso gut für Medizin, Elektrizität oder für die Alphabetisierung
sorge. «Es gibt keinen Beweis, dass ein alternatives System gut
arbeitet.»

Gates, der schon Milliardenbeträge für wohltätige Zwecke ausgegeben
hat, galt jahrelang als reichster Mensch der Welt. Derzeit rangiert
er mit einem geschätzten Vermögen von 90 Milliarden Dollar (rund 78
Milliarden Euro) auf Platz Zwei der «Forbes»-Rangliste der reichsten
Menschen der Welt - hinter Amazon-Gründer Jeff Bezos (112 Milliarden
Dollar).