Qualen durch Scheidenimplantate: Australien entschuldigt sich

Canberra (dpa) - Die australische Regierung hat sich bei Frauen
entschuldigt, die unter ihren vaginalen Netzimplantaten leiden. «Im
Namen der Regierung von Australien möchte ich all den Frauen, die
durch Netzimplantate unter Qualen und Schmerzen leiden, unser
Bedauern ausdrücken», sagte Gesundheitsminister Greg Hunt dem Sender
ABC. Es handele sich um ein seit Jahrzehnten bekanntes Problem,
welches die jetzige Regierung anerkenne und angehe.

Vaginalnetze kommen bei Gebärmuttersenkungen nach der Geburt und bei
Inkontinenz zum Einsatz. Die Synthetik-Netze sollen überdehntes oder
gerissenes Gewebe unterstützen und werden wie Hängematten im Becken
fixiert.

Mehr als 700 Frauen hatten in Australien wegen Komplikationen eine
Sammelklage gegen den US-Pharmakonzern Johnson & Johnson eingereicht.
Sie geben an, unter Gewebeschäden, Inkontinenz, Infektionen und
Schmerzen zu leiden. Viele Betroffene sagen auch, sie könnten keinen
Sex mehr haben. Laut ABC berichten viele Frauen außerdem, Ärzte
hätten ihnen nicht geglaubt. Senator Derryn Hinch sprach von «einem
der größten Medizinskandale» der australischen Geschichte.

Gesundheitsminister Hunt kündigte ein freiwilliges landesweites
Register für betroffene Frauen an. «Ich möchte, dass das Register bis

Ende 2019, oder sogar schon bis Mitte des Jahres, eingeführt wird.»

Laut einem ABC-Bericht hat Johnson & Johnson bestimmte Netzimplantate
Anfang des Jahres vom australischen Markt genommen. Nur ausgewählte
Produkte könnten derzeit verwendet werden.