Plagiatsaffäre in Spanien: Sánchez veröffentlicht Doktorarbeit

Wer bei der Doktorarbeit schummelt, dem glaubt man nicht. Für einen
Regierungschef kann der Vorwurf das politische Ende bedeuten. Doch
was ist, wenn der Vorwurf gar nicht stimmt?

Madrid (dpa) - Der des Plagiats beschuldigte spanische
Ministerpräsident Pedro Sánchez hat seine von Medien und politischen
Rivalen beanstandete Doktorarbeit im Netz veröffentlicht. Die
sozialistische Regierung teilte zudem mit, die Arbeit habe am Freitag
Überprüfungen mit zwei anerkannten Plagiatssoftwares bestanden.
Regierungssprecherin Isabel Celaá sagte vor Journalisten in Madrid,
die Affäre sei «ein Versuch, die Regierung zu stürzen.»

Sánchez hatte schon am Donnerstag die Vorwürfe zurückgewiesen. «Die

in Medien erschienenen Informationen, die von Plagiat bei meiner
Doktorarbeit sprechen, sind rundweg FALSCH», schrieb der seit Anfang
Juni amtierende Regierungschef auf Twitter. Er drohte mit rechtlichen
Schritten zur Verteidigung seiner «Ehre und Würde», falls keine
Richtigstellung veröffentlicht werde.

Die Vorwürfe waren unter anderem von den konservativen Zeitungen
«ABC» und «El Mundo» erhoben worden. «ABC» hatte am Donnerstag
auf
der Titelseite behauptet: «Pedro Sánchez hat in seiner Doktorarbeit
plagiiert». Der Betriebswirt habe 2012 in seiner Doktorarbeit an der
Madrider Universität Camilo José Cela über spanische
Wirtschaftsdiplomatie unter anderem von Autoren abgeschrieben, ohne
diese zu nennen und ohne die Aussagen in Anführungszeichen zu setzen,
behauptete das Blatt.

Erste Zweifel an der Doktorarbeit von Sánchez hatte am Mittwoch im
Madrider Parlament der Führer der oppositionellen liberalen Partei
Ciudadanos (Bürger), Albert Rivera, geäußert. Die Debatte war vom
Rücktritt von Gesundheitsministerin Carmen Montón ausgelöst worden.
Wegen mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten beim Erwerb eines
Master-Abschlusses hatte Montón am Dienstag - nur rund drei Monate
nach ihrem Amtsantritt - ihren Posten zur Verfügung gestellt.

Die 42-Jährige ist bereits das zweite Mitglied des sozialistischen
Kabinetts, das zurücktritt. Am 13. Juni hatte Kulturminister Máxim
Huerta wegen des Vorwurfs des Steuerbetrugs seinen Hut nehmen müssen.
Auch der im Juli als Nachfolger von Mariano Rajoy zum Präsidenten der
konservativen Volkspartei (PP) gewählte Pablo Casado wird seit
Monaten von Medien der Unregelmäßigkeiten beim Erlangen seines
Master-Abschlusses beschuldigt.