Medizinstudenten lassen sich schwer ködern - Stipendium kaum gefragt

Mit 300 Euro im Monat könnten Medizin-Studenten zumindest einen Teil
ihrer Miete finanzieren. Doch das vom Land gewährte Stipendium lockt
nur wenige, sich als Landarzt zu verpflichten.

Schwerin (dpa/mv) - Das Treue-Stipendium von monatlich 300 Euro für
angehende Allgemeinmediziner, die später in Mecklenburg-Vorpommern
praktizieren wollen, entfaltet nicht die erhoffte Wirkung. Mangels
Bewerbern verlängerte das Gesundheitsministerium in Schwerin jetzt
die Antragsfrist um zwei Wochen bis zum 30. August. Nur zwei
Anmeldungen seien in der zweiten Bewerbungsrunde bislang eingegangen,
hieß es am Mittwoch aus dem Ministerium. In einer ersten Runde hatten
sich 29 Bewerber gemeldet, die im März an den Universitäten in
Rostock und Greifswald auch alle die Zusage für das Stipendium
erhielten.

Den Zuschuss vom Land erhalten Medizinstudenten, wenn sie sich
verpflichten, nach dem Studium und entsprechender Facharztausbildung
für mindestens fünf Jahren in ländlichen Regionen tätig zu werden.

Das kann in einer Landarztpraxis sein, im Land-Krankenhaus oder im
öffentlichen Gesundheitsdienst. Den Stipendiaten stehe nach Abschluss
ihrer Ausbildung ein vielfältiges berufliches Angebot bereit, warb
Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) für das Programm. Das
Stipendium solle die Entscheidung für Mecklenburg-Vorpommern als
Lebens- und Arbeitsort erleichtern.

Im Netz der medizinischen Betreuung zeigen sich im Nordosten immer
mehr Lücken, für Landärzte findet sich nach deren Pensionierung oft
kein Ersatz. Glawe will mit den Stipendien gegensteuern und plant bis
2022 dafür eine Million Euro ein. Das Geld wird nach bestandenem
ersten Studienabschnitt bis zum Ende des Medizinstudiums gezahlt,
jedoch längstens für vier Jahre und drei Monate.

Laut Glawe gibt es derzeit im Land rund 4000 Medizinstudenten. Nach
Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sind landesweit rund 1200
Hausärzte tätig, etwa 120 Stellen sind nicht besetzt. Eine für die
kommenden zehn Jahre erwartete Pensionierungswelle droht die Lage
noch zu verschärfen.

Im Juli hatte Gesundheitsminister Glawe eine Reihe von
Regionalkonferenzen zur medizinischen Versorgung im ländlichen Raum
gestartet. Mit ortsansässigen Ärzten soll dabei beraten werden, wie
Lücken in der medizinischen Betreuung vermieden werden können. Zu den
Gesprächen sind neben der Kassenärztlichen Vereinigung auch
Kommunalpolitiker eingeladen.