Beiersdorf-Chef Heidenreich geht nach erfolgreicher Amtszeit Von Eckart Gienke, dpa

Wenn der Chef eines Dax-Unternehmens im besten Manager-Alter die
Segel streicht, steckt oft ein Skandal dahinter oder die Aktionäre
sind mit der Leistung nicht zufrieden. Beim angekündigten Abschied
des Beiersdorf-Chefs ist es wohl anders.

Hamburg (dpa) - Der Chef des Nivea-Konzerns Beiersdorf, Stefan F.
Heidenreich, wird spätestens zum Ende des kommenden Jahres aus dem
Unternehmen ausscheiden. Er habe sich freundschaftlich mit dem
Aufsichtsrat verständigt, seinen bis dahin laufenden Vertrag nicht zu
verlängern, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mit.
Falls der Aufsichtsrat einen Nachfolger bestelle, werde er sein Amt
bereits zu einem früheren Zeitpunkt zur Verfügung stellen. An der
Börse kam die Nachricht nicht gut an. Die Aktie des Dax-Konzerns
verlor bis zum Nachmittag 4,9 Prozent.

Der 55-jährige Heidenreich führt Beiersdorf seit April 2012 als
Vorstandsvorsitzender. Dabei fokussierte er das Unternehmen zunächst
auf die Weltmarke Nivea und stärkte gleichzeitig die Kosmetik-Marken
in der zweiten Reihe wie die Luxusmarke La Prairie oder die
Apotheken-Marke Eucerin. Heidenreich setzte auf innovative Produkte
und klare Marketing-Botschaften. Beiersdorf ist eine vergleichsweise
kleine unter den großen Kosmetik-Marken und steht unter starkem
Wettbewerbsdruck. Heidenreich gelang es dennoch, die Marktanteile
gegen Konkurrenten wie L'Oreal, Unilever oder Procter & Gamble
auszubauen.

Beiersdorf investierte auch kräftig am Heimatstandort Hamburg, wo der
Konzern als einzige Aktiengesellschaft in der obersten deutschen
Börsenliga spielt. Die Tochtergesellschaft Tesa, die überwiegend als
Zulieferer für verschiedene Industriebranchen aktiv ist, erhielt eine
neue Unternehmenszentrale am Hamburger Stadtrand. Die
Beiersdorf-Zentrale mitten in einem beliebten zentrumsnahen
Wohngebiet wird bis 2021 neu errichtet, für 250 Millionen Euro.

Erst im März bei der Vorlage der Jahresbilanz hatte Heidenreich einen
neuen Umsatzrekord präsentieren können. Der Wert des Unternehmens hat
sich in den sieben Jahren seiner Amtszeit mehr als verdoppelt.

Beiersdorf versuchte denn auch, den Eindruck eines Zerwürfnises
zwischen Heidenreich und der Hamburger Milliardärsfamilie Herz zu
zerstreuen, die bei Beiersdorf das Sagen hat. Das Verhältnis von
Michael Herz und Heidenreich sei seit Beginn der Zusammenarbeit sehr
gut, sagte eine Sprecherin. Die Jahre bei Beiersdorf seien für
Heidenreich sehr erfolgreich verlaufen, aber auch sehr fordernd. Der
Manager habe sich nach reiflicher Überlegung für diesen Schritt
entschieden, um auch anderen Dingen wieder Priorität einräumen zu
können.

Heidenreich, der aus Norddeutschland stammt und auch als Sportler
Erfolge feierte, war vom schweizerischen Lebensmittelkonzern Hero zu
Beiersdorf gekommen. An seinen öffentlichen Verpflichtungen als
Vorstandschef einer Aktiengesellschaft schien er zunächst eher wenig
Freude zu haben; eine Bilanz-Pressekonferenz konnte einschließlich
Fragen schon mal weniger als eine halbe Stunde dauern.

Kritik aus dem Kreis der freien Aktionäre gab es immer wieder an der
Ausschüttungspolitik des Unternehmens, weil die Dividende trotz
steigender Gewinne seit fast zehn Jahren wie festgenagelt bei 70 Cent
je Aktie liegt. Doch das hat nicht Heidenreich zu verantworten. Die
Dividende legt letztlich die Familie Herz fest. Im Ergebnis ist
Beiersdorf schuldenfrei und verfügt über eine Kriegskasse von vier
Milliarden Euro, so dass auch größere Unternehmenszukäufe zu stemmen

wären. Doch das wird wohl die Aufgabe von Heidenreichs Nachfolger.