Sommer beginnt nun auch im Kalender - bleibt es heiß? Von Eva Krafczyk, dpa

Ein April der Temperaturrekorde, ein ebensolcher Mai - kommt nun ein
Sommer, in dem vor allem Schwitzen angesagt ist?

Offenbach/Potsdam (dpa) - Am Donnerstag (21.6.) beginnt der Sommer
auch auf dem Kalender. Für Meteorologen startete die Jahreszeit
bereits mit dem 1. Juni. Gefühlt begann die Saison von Eiscafés,
Freibadbesuchen und Grillpartys aber für die meisten Menschen in
Deutschland in diesem Jahr schon deutlich früher.

Im Mai stieg das Thermometer an vielen Orten bereits auf 30 Grad oder
sogar darüber hinaus. Das waren dann laut Definition des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) ganz offiziell Hitzetage. Und auch die ersten
Tropennächte gab es bereits vor dem kalendarischen Sommeranfang. Geht
das jetzt so weiter?

Grundsätzlich halten sich Meteorologen mit langfristigen Vorhersagen
zurück, denn zuverlässige Prognosen sind im günstigsten Fall nur bis

zu zehn Tage im voraus möglich. Es gibt aber etwa beim Deutschen
Wetterdienst Jahreszeitenmodelle, während beim Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK) die Wissenschaftler die Daten der
Zusammenhänge zwischen den Jahreszeiten untersuchen.

«Diese Zusammenhänge kann man nutzen, um eine gewisse Abschätzung zu

machen, wie sich Jahreszeiten verändern werden», erläutert der
PIK-Klimaexperte Peter Hoffmann. Zunehmend stelle etwa das Frühjahr
die Weichen, wie sich der Sommer entwickeln kann.

«In diesem Frühjahr waren der April und Mai überdurchschnittlich hei
ß
oder warm. Und diese Kombination könnte bedeuten, dass der Sommer
später eher eine kühlere Phase einschlägt», sagte Hoffmann mit Blic
k
auf die entwickelten Datenmodelle.

Zugleich dauern laut Hoffmann gewisse Witterungssituationen länger
an. Auch im Sommer könne die Wetterlage daher über einen längeren
Zeitraum hinweg im gleichen Zustand verharren - nur, dass dieser
möglicherweise eher kühler ausfallen dürfte.

Diese Nachricht dürfte gut sein für Landwirte und Förster vor allem
im Norden und Nordosten Deutschlands. Denn dort hat der heiße Mai
seine Spuren mit verdorrtem Gras und ausgetrockneten Wäldern und
damit hoher Waldbrandgefahr hinterlassen. Wer dagegen hoffte, dass
die Sommerferien ähnlich sonnig-heiß werden, freut sich wohl weniger
über diese Einschätzung.

Seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen sei die Temperatur in
Deutschland gestiegen - seit den 60er Jahren ist zudem eine
Beschleunigung festzustellen, sagt Hoffmann. «Die letzten Jahrzehnte
weisen meist einen Anstieg der Temperatur in Deutschland von einem
Grad pro 30 Jahren auf.» Auch die Zahl der heißen Tage habe sich in
den vergangenen Jahrzehnten fast verdoppelt. «Der Klimawandel ist in
vollem Gang», sagt der Wissenschaftler. Allerdings: «Das passiert
nicht von heute auf morgen, sondern schleichend.»

Umso wichtiger ist es, bei Anpassungsmaßnahmen nicht zu zaudern -
selbst wenn der Sommer 2018 tatsächlich etwas kühler ausfallen
sollte. «Wenn wir weitermachen wie bisher, sind durchschnittlich vier
Grad mehr auch in Deutschland noch in diesem Jahrhundert sehr
wahrscheinlich», sagt Hoffmann. Extreme wie etwa der Hitzesommer 2003
könnten dann in naher Zukunft, bis Mitte des Jahrhunderts, zur
Normalität gehören.

In der Landwirtschaft führten die Wärmerekorde im April und Mai
jedenfalls schon im Frühjahr zu Erscheinungen, die sonst erst im
Sommer auftreten. So begann die Sommerlinde laut DWD im Vergleich zu
den Vorjahren um 10 bis 14 Tage verfrüht zu blühen. Üblicherweise sei

dies ein erstes Zeichen für den «phänologischen Hochsommer».
Starkregen und Hagel führten örtlich zu schweren Schäden auf den
Äckern. Und auch tierische Schädlinge wie Kriebelmücke, Läuse,
Kirschfrucht- und Kirschessigfliege sind in diesem Jahr nach
DWD-Angaben reichlich unterwegs.

Die warmen Temperaturen begünstigen zudem die Ausbreitung
eingewanderter Arten wie der Tigermücke oder der Gelbfiebermücke, die
über Reise- oder Warenverkehr eingeschleppt wurden und das
Risikogebiet von Krankheiten vergrößern, die sie übertragen.

Wissenschaftler der Frankfurter Goethe-Universität und der
Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung gehen jedenfalls davon
aus, dass die Ausbreitung von solchen Infektionskrankheiten in den
nächsten 10 bis 50 Jahren zunimmt.

Noch aber ist die Wahrscheinlichkeit einer Malaria-Infektion am
heimischen Badesee äußerst gering. Und auch die Wasserqualität
stimmt, wie das Umweltbundesamt bereits Ende Mai berichtete. Denn 98
Prozent der Badegewässer in Deutschland erfüllten die
Qualitätsanforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie.