Sonne, Mond und Sterne im Mai 2018 - Venus, Jupiter und Mars glänzen Von Ulrich Keller, dpa

In den Mainächten sehen Himmelsgucker eine hübsche Planetenparade von
Venus, Jupiter und Mars. Frühaufsteher können sich auch noch über den

Sternschnuppenstrom der Aquariden freuen.

Stuttgart (dpa) - Nur wenige Minuten nach Sonnenuntergang leuchtet am
noch hellen Westhimmel im Mai ein Lichtpunkt auf - die Venus. Noch
lange bevor in der zunehmenden Dunkelheit die Sterne erscheinen,
sieht man in der fortschreitenden Abenddämmerung unseren inneren
Nachbarplaneten. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang glänzt dann
Venus als helles Gestirn am Westhimmel. Der Abendstern, so nennt man
Venus gerne obwohl sie gar kein Stern ist, wird im Laufe des Monats
zu einem auffälligen Gestirn. Am 17. passiert die schmale Sichel des
zunehmenden Mondes die Venus, ein netter Anblick über dem
Nordwesthorizont. Gegen 23 Uhr geht der Abendstern dann unter.

Nach Untergang der Venus beherrscht Jupiter als hellster Planet den
Nachthimmel. Am 9. Mai steht er der Sonne genau gegenüber. In der
Oppositionsstellung geht Jupiter zu Beginn der Nacht im Südosten auf,
erreicht kurz nach Mitternacht seine Höchststellung im Süden und geht
zu Tagesanbruch im Südwesten unter. Am 27. kommt es zu einem
Rendezvous mit dem fast vollen Mond. Zur Opposition erreicht die Erde
ihre geringste Entfernung vom Riesenplaneten. Uns trennen dann 658
Millionen Kilometer von Jupiter, dies ist knapp die viereinhalbfache
Distanz von der Sonne zur Erde. Das Licht und die Funksignale der
Raumsonde Juno benötigen 37 Minuten, um von Jupiter zur Erde zu
gelangen.

Zwölf Jahre ist der Riesenplanet unterwegs, um einmal die Sonne zu
umrunden. Ihn begleiten dabei mehr als fünf Dutzend Trabanten, von
denen die meisten winzige Weltensplitter von nur wenigen Kilometern
Durchmesser sind. Die vier großen und hellen Jupitermonde wurden
schon kurz nach Erfindung des Fernrohrs Anfang des 17. Jahrhunderts
von Galileo Galilei, Thomas Harriot und Simon Marius unabhängig
voneinander entdeckt. Auf Vorschlag von Johannes Kepler wurden sie
Io, Europa, Ganymed und Kallisto getauft, alles Lieblinge des
Göttervaters Jupiter. Bereits in einem Fernglas kann man sie sehen.
Mit 5262 Kilometer Durchmesser ist Ganymed der größte Mond im
Sonnensystem. Er ist größer als der Planet Merkur.

Im Fernrohr erkennt man auf Jupiter die Wolkenstreifen und -bänder in
seiner dichten Atmosphäre. Auch zeigt sich das Planetenscheibchen im
Fernrohr nicht kreisrund, sondern oval. Denn der Jupiterglobus ist
infolge seiner schnellen Drehung deutlich abgeplattet. Ein Jupitertag
dauert nicht einmal zehn Stunden. Dies ist die kürzeste Rotationszeit
aller Planeten. Mit elffachen Erddurchmesser und der 318-fachen
Erdmasse ist Jupiter der größte und schwerste Planet unseres
Sonnensystems. Rund 1300 Erdkugeln hätten bequem in ihm Platz.

Zurzeit kreist die irdische Raumsonde Juno als künstlicher Satellit
auf einer polaren Bahn um den Riesenplaneten. Ihre zur Erde gefunkten
Aufnahmen zeigen die bizarren Wolkenwirbeln auf den Polen des
Jupiter. Die Raumsonde Juno wurde im August 2011 gestartet. Sie wurde
nach der Gemahlin des Jupiters benannt. Nach fünfjährigem Flug
schwenkte sie in eine Umlaufbahn ein. Neben faszinierenden Aufnahmen
der wolkenverhangenen Oberfläche funkte sie auch Bilder von extrem
hellen Polarlichtern zur Erde.

Mars beherrscht die zweite Nachthälfte. Seine Helligkeit verdoppelt
sich im Laufe des Monats, da die Erde sich anschickt, den Roten
Planeten zu überholen und ihm dabei immer näher kommt. Die geringste
Entfernung wird Ende Juli erreicht. Nach Untergang der Venus ist Mars
zweithellster Planet am Himmel. Nur noch Jupiter ist heller als er.
Am 22. beginnt auf der Mars-Nordhalbkugel der Herbst. Da die
Marsachse ähnlich wie die Erdachse zu seiner Umlaufebene geneigt ist,
kommt es auch auf unserem äußeren Nachbarplaneten zu Jahreszeiten.
Sie dauern allerdings jeweils doppelt so lange wie auf der Erde, da
Mars zwei Jahre benötigt, um einmal um die Sonne zu gelangen.

Saturn im Sternbild Schütze taucht in der zweiten Nachthälfte im
Südosten auf. Der Ringplanet verlagert seine Aufgänge in die Zeit vor
Mitternacht. Anfang Mai geht er eine Viertelstunde nach ein Uhr
nachts auf, zu Monatsende bereits wenige Minuten nach 23 Uhr.
Beeindruckend ist es, Saturn mit seinem imposanten Ringsystem in
einem Teleskop bei 200-facher Vergrößerung zu betrachten. In
kleineren Fernrohren kann man ab 30-facher Vergrößerung den
Saturnring zumindest erkennen. Mit bloßen Augen sieht man Saturn
lediglich als Lichtpunkt in einem fahlen Gelb.

Neumond tritt am 15. exakt um 13.48 Uhr ein. Den voll beleuchteten
Erdtrabanten sieht man am Abend des 29., wobei die exakte
Vollmondposition bereits um 16.20 Uhr an diesem Tag erreicht wird. Am
6. hält sich der Mond mit 404 460 Kilometer in Erdferne auf. Seinen
erdnächsten Bahnpunkt passiert er am 17., wobei er bis auf
363 780 Kilometer an unseren Heimatplaneten herankommt.

Den gesamten Mai über flammen die Sternschnuppen der Aquariden auf.
Beobachtbar sind sie am Morgenhimmel vor Dämmerungsbeginn. Der
Ausstrahlungspunkt liegt im Sternbild Wassermann. Im Schnitt sind
etwa zwanzig Meteore pro Stunde zu erwarten. Das Maximum liegt am 6.
Mai, wo bis zu 60 Exemplare pro Stunde über den Himmel flitzen. Wegen
des niedrig liegenden Ausstrahlungspunkt entgeht uns in Mitteleuropa
ein Teil dieser Meteore, die mit 65 Kilometer pro Stunde recht
schnell sind.

Hoch am Himmel, fast im Zenit, erblickt man am späten Abend gegen 23
Uhr den Großen Wagen. Am Westhimmel neigt sich der Löwe dem Horizont
zu. Knapp über dem Westhorizont erkennt man noch Kastor und Pollux,
die beiden hellen Zwillingssterne. Im Süden passiert gerade die
Jungfrau mit der bläulichen Spica die Mittagslinie. Hoch im Südosten
folgt der Rinderhirt mit dem orangen Stern Arktur, der zu den fünf
hellsten Sternen zählt.

Die Sonne nähert sich ihrem Höchststand, den sie allerdings erst im
Juni erreicht. Am 21. tritt sie um 3 Uhr morgens in das
Tierkreiszeichen Zwillinge. Die Mittagshöhe nimmt um knapp sieben
Grad zu. Die Tageslänge wächst in Hamburg um eine Stunde und 35
Minuten, in München um eine Stunde und 15 Minuten.