Klöckner will Glyphosat-Anwendung per Verordnung einschränken

Harken und jäten statt spritzen und sprühen: Glyphosat soll aus
privaten Gärten und Parks verschwinden, Bauern müssen sich auf
Einschränkungen einstellen.

Berlin (dpa) - Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) will das
umstrittene Unkrautgift Glyphosat für Privatleute weitgehend
verbieten und die Anwendung in der Landwirtschaft einschränken. In
Haus- und Kleingärten soll der Wirkstoff künftig tabu sein - außer,
es gibt nachweislich keine Alternative und der Gärtner hat einen
Sachkundenachweis. Bauern sollen glyphosathaltige Mittel nur anwenden
dürfen, wenn sogenannte Saumstrukturen ausreichend vorhanden sind.
Das sind zum Beispiel Hecken, die Tieren einen Rückzugsraum bieten.
Ausnahmen sind etwa für stark erosionsgefährdete Böden, gefährdete

Ernten oder bestimmte Unkräuter wie Disteln und Quecken geplant.

Um Mensch und Natur zu schützen, soll Glyphosat künftig nicht mehr in
öffentlichen Parks und Sportanlagen sowie in der Nähe von Gewässern
verwendet werden dürfen, sagte Klöckner am Dienstag in Berlin. Auch
für Naturschutzgebiete soll es künftig keine Ausnahmen mehr geben.
Ein Verordnungsentwurf dazu gehe nun in die Ressortabstimmung. Wann
die Einschränkungen in Kraft treten, ist demnach offen. Ziel sei, im
Rahmen des EU-Rechts die Nutzung durch «sehr restriktive» Anwendung
zu minimieren, erklärte Klöckner.

«Für Glyphosat braucht es Fachkenntnis», sagte die Ministerin. Profis

wie Obstgärtner müssten daneben auch nachweisen, dass keine
nicht-chemische Methode möglich ist.

Die Privatanwendung von Glyphosat macht in Deutschland nur etwa zwei
Prozent aus. Vor allem die Landwirtschaft, aber auch Unternehmen wie
zum Beispiel die Bahn nutzen den Wirkstoff. Umweltschützer beklagen
negative Folgen für die Artenvielfalt, da Glyphosat Insekten und
Vögeln die Lebensgrundlage entziehe. Umstritten ist, ob es auch
krebserregend wirkt.

Wie stark die Verordnung die eingesetzte Glyphosatmenge in
Deutschland verringern soll, sagte Klöckner auf Nachfrage nicht.
«Mein Ziel ist, nicht aufzuhören, immer wieder neu anzufangen, besser
zu werden in dieser Frage.» In den vergangenen fünf Jahren sei die
Menge um 30 Prozent zurückgegangen, betonte die CDU-Politikerin. Es
sind aber immer noch Tausende Tonnen pro Jahr. Auch zu einem
möglichen Verbot bestimmter glyphosathaltiger Mittel, die im Laufe
dieses Jahres neu zugelassen werden sollten, sagte sie zunächst
nichts. «Wir machen eine Anwendungserlaubnis nicht vom Vorhandensein
eines Mittels abhängig», erklärte sie.

Die Bahn, die Klöckner zufolge der größte Glyphosat-Einzelanwender in

Deutschland ist, ist von der geplanten Verordnung vorerst nicht
betroffen. Sie wolle aber mit dem Unternehmen reden, kündigte die
Agrarministerin an. Es gelte, alle Beteiligten im Blick zu haben.

Der Wirkstoff Glyphosat war in der EU im vergangenen Jahr wieder
zugelassen worden. Dass Ex-Agrarminister Christian Schmidt (CSU) ohne
Einverständnis der ehemaligen Umweltministerin Barbara Hendricks
(SPD) zustimmte, löste erheblichen Ärger in der großen Koalition aus.