Aids-Hilfe sieht HIV-Coming-Out von Conchita Wurst zwiespältig

Berlin (dpa) - Die Deutsche Aids-Hilfe sieht die unfreiwillige
Bekanntmachung der HIV-Infektion von Conchita Wurst (29) mit
gemischten Gefühlen. «Hier geht jemand selbstbewusst mit HIV um,
macht sich nicht klein und lässt sich nicht von anderen bestimmen.
Das kann natürlich Menschen Mut machen», sagte Pressesprecher Holger
Wicht am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Der österreichische Travestiekünstler und Sänger Thomas Neuwirth
(29), der in die Rolle der bärtigen Dragqueen schlüpft und 2014 mit
«Rise like a Phoenix» den Eurovision-Song-Contest gewann, hatte am
Sonntag bekanntgemacht, von einem Ex-Freund erpresst worden zu sein.
Dieser Hintergrund könne Betroffenen auch Angst machen, sagte Wicht.

«Das zeigt, dass wir noch lange nicht am Ziel eines
selbstverständlichen Umgangs ohne Diskriminierung sind. Conchita
Wurst wird sicher in Zukunft eine kraftvolle Stimme für dieses Ziel
sein.» Rund 88 000 Menschen leben nach Angaben der Deutschen
Aids-Hilfe alleine in Deutschland mit HIV.

Mit einer frühzeitigen Therapie und der regelmäßigen Einnahme von
Medikamenten könne die Vermehrung von HI-Viren im Körper verhindert
werden. Sie seien nach einer Zeit dann nicht mehr nachweisbar und
könnten nicht mehr weitergegeben werden. «Diese Nachricht ist leider
noch viel zu unbekannt», erklärte Wicht.

Wurst hatte am späten Sonntagabend auf Instagram von ihrer Infektion
berichtet. Seit der Diagnose sei sie in medizinischer Behandlung «und
seit vielen Jahren unterbrechungsfrei unter der Nachweisgrenze».
Viele Fans machten der Kunstfigur, hinter der der österreichische
Sänger Thomas Neuwirth steckt, Mut und zollten ihr Respekt.