Immer mehr Flüchtlinge entscheiden sich für eine Berufsausbildung

In Deutschland Fuß fassen und dann möglichst schnell Geld verdienen -
dieses Ziel haben viele Flüchtlinge. Inzwischen scheinen aber
Kampagnen der Bundesagentur zu fruchten: Migranten erkennen zunehmend
den Wert einer soliden Ausbildung.

Nürnberg (dpa) - Ob an der Werkbank oder am Computer-Terminal - immer
mehr junge Flüchtlinge entscheiden sich für eine Lehre. Ende
September 2017 absolvierten in Deutschland 27 678 junge Leute aus den
wichtigsten acht Asylherkunftsländern eine duale Ausbildung, zeigt
eine statistische Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA)
für die Deutsche Presse-Agentur. Dies sind 15 400 mehr als ein Jahr
zuvor und gut 21 000 mehr als im Herbst 2015. Im Vergleich zur
Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Flüchtlinge
ist ihr Anteil aber immer noch relativ gering.

Die gestiegenen Zahlen zeigten, dass offenbar immer mehr junge
Flüchtlinge die Bedeutung einer beruflichen Ausbildung erkannt
hätten, kommentierte ein Bundesagentur-Sprecher die jüngsten Zahlen.
«Viele merken, dass sie mit einer dualen Ausbildung in der Zukunft
viel mehr Möglichkeiten haben als mit einer kurzfristigen
Beschäftigung.» Umgekehrt sehen offenbar auch immer mehr Unternehmen
in jungen Flüchtlingen das Potenzial, die Fachkräftelücke zu
verkleinern, betonte der Behörden-Sprecher.

Das Gros der Auszubildenden aus Asylherkunftsländern seien Afghanen
(9964) und Syrer (8216). Mit Abstand folgen Iraker (2844), Eritreer
(2203) und Iraner (1760).

Mehr als 2200 haben demnach im Fahrzeugbau eine Lehrstelle gefunden,
knapp 1700 in der Körperpflegebranche und mehr als 1600 in der
Energietechnik. Zu Arzt- und Praxishilfen wurden im vergangenen
September knapp 1400 junge Ausländer ausgebildet, eine Lehre zum
Verkäufer absolvierten 1300, knapp 1200 eine Ausbildung zum Klempner
und Sanitärtechniker.

Insgesamt aber wächst der Anteil der sozialversicherungspflichtig
beschäftigten Ausländer aus den acht Hauptfluchtländern, die sich f
ür
eine Ausbildung entschieden haben, nur vergleichsweise langsam. Habe
er noch 2015 bei knapp 8 Prozent gelegen, so sei er 2016 auf 10
Prozent gewachsen und liege inzwischen bei knapp 14,2 Prozent. Nach
Erfahrungen der Bundesagentur entschieden sich viele Flüchtlinge auch
wegen finanzieller Verpflichtungen gegenüber Familienangehörigen in
ihrem Heimatland eher für einen Job. Dabei arbeitete 2017 ein großer
Teil von ihnen als Leiharbeitnehmer, wie BA-Zahlen zeigen.