Missbrauchsprozess gegen Arzt: Anklage fordert mehrjährige Haftstrafe

Ansbach (dpa) - Wegen vielfachen sexuellen Missbrauchs von drei
Patientinnen soll ein bayerischer Arzt nach dem Willen der
Staatsanwaltschaft viereinhalb Jahre in Haft. Außerdem forderte die
Anklage am Mittwoch vor dem Landgericht Ansbach ein fünfjähriges
Berufsverbot.

Sie wirft dem Mediziner aus dem mittelfränkischen Feuchtwangen
Missbrauch in mindestens 74 Fällen vor. Er soll das
Vertrauensverhältnis zu den psychisch angeschlagenen Frauen
ausgenutzt haben: «Die drei Patientinnen waren erheblich psychisch
erkrankt, hatten Selbstmordgedanken, entwickelten eine emotionale
Abhängigkeit vom Angeklagten und wurden durch sein Verhalten weiter
traumatisiert», sagte Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger in seinem
Schlussvortrag.

Die Anwältin der Patientinnen, die als Nebenklägerinnen auftraten,
sagte, ihre Mandantinnen litten noch immer sehr unter den Vorfällen.
Sie seien aus der Therapie direkt in die nächste Therapie gekommen.

Der Angeklagte entschuldigte sich in seinem Schlusswort bei den
Opfern und bei seiner eigenen Familie. Schon zum Prozessauftakt Mitte
Dezember hatte der 63 Jahre alte Arzt mit psychotherapeutischer
Zusatzausbildung sexuelle Kontakte zu seinen Patientinnen zugegeben -
diese seien aber in beiderseitigem Einverständnis gewesen. Sein
Verteidiger forderte nun eine Bewährungsstrafe von maximal zwei
Jahren und bat das Gericht, kein Berufsverbot zu verhängen - der
63-Jährige sei Arzt aus Leidenschaft. Das Urteil sollte noch am
Nachmittag verkündet werden.