Umfragen: Mehrheit gegen Cannabis-Freigabe - Gegen Kriminalisierung

FDP und Grüne wollen in einer Jamaika-Koalition die Freigabe von
Cannabis durchsetzen. Die Union ist dagegen. Bröckelt die
Abwehrfront?

Berlin (dpa) - Fast zwei Drittel der Bundesbürger (63 Prozent)
sprechen sich nach einer Umfrage gegen eine Legalisierung von
Cannabis aus. Die Forderung, dass Erwachsene Cannabis zum
Eigengebrauch als Rauschmittel in ausgewählten Fachgeschäften
erwerben können sollten, wird von einem Drittel (34 Prozent) der
Bundesbürger unterstützt, wie aus der Erhebung des
Meinungsforschungsinstituts Forsa hervorgeht, die der Deutschen
Presse-Agentur vorliegt.

In Deutschland ist der Erwerb und Besitz von Cannabis verboten. Nur
Ärzte dürfen das Rauschmittel seit Anfang des Jahres als
Schmerzmedikament verordnen. FDP und Grüne wollen im Rahmen der
Jamaika-Sondierungen Cannabis legalisieren. Die Unionsparteien CDU
und CSU sind grundsätzlich dagegen.

Frauen (70 Prozent), ältere Befragte ab 60 Jahren (72 Prozent) sowie
die Anhänger von Union und SPD (jeweils 72 Prozent) sprechen sich
demnach noch häufiger als der Durchschnitt aller Befragten gegen
einen legalen Erwerb und Besitz von Cannabis aus. Etwas mehr als die
Hälfte der Männer (56 Prozent) sind ebenfalls dagegen.

Den legalen Besitz von Cannabis zum Eigengebrauch befürworten vor
allem jüngere Befragte unter 30 Jahren sowie Anhänger (43 Prozent)
der Linkspartei (55 Prozent), der Grünen (46 Prozent) und der AfD (41
Prozent).

Eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Deutschen
Hanfverbands bestätigt zwar die Ablehnung eines legalen
Cannabishandels, zeigt aber eine Mehrheit für die Entkriminalisierung
der Konsumenten. Daraus ergeben sich nach Darstellung des
Hanfverbandes für eine Jamaika-Koalition interessante
Kompromisslinien. Bei Infratest dimap haben 39 Prozent der Befragten
einem regulierten Verkauf von Cannabis an Volljährige zugestimmt; 58
Prozent lehnten dies ab. Die Zustimmung ist also leicht höher als bei
Forsa.

52 Prozent der von Infratest Befragten sind zudem der Meinung, «der
Besitz geringer Cannabis-Mengen zum Eigenverbrauch sollte nicht mehr
strafrechtlich verfolgt werden». Für eine konsequente
Entkriminalisierung der Konsumenten hätte Jamaika also eine Mehrheit
der Deutschen auf ihrer Seite.

Im vergangenen Jahr habe es über 140 000 Strafverfahren wegen des
Besitzes geringer Mengen zum Eigenkonsum gegeben, ein neuer
Rekordwert, sagte Hanf-Verbandsgeschäftsführer Georg Wurth.