Patientenschützer fordern bessere Kontrolle von Spezialapotheken

Mit zu gering dosierten Krebsmedikamenten soll ein Apotheker in
Bottrop Millionen erbeutet haben. Von Montag an steht der 47-Jährige
in Essen vor Gericht. Patientenschützer fordern
Gesetzesverschärfungen.

Dortmund/Essen (dpa) - Die Stiftung Patientenschutz hat von Bund und
Ländern schärfere Gesetze zur Kontrolle von Schwerpunktapotheken für

Krebsmedikamente gefordert. Deutschlandweit gebe es 300 dieser
Apotheken, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch vor einem am
Montag in Essen beginnenden Prozess gegen einen mutmaßlich
betrügerischen Apotheker aus Bottrop. Diese Apotheken versorgten
hunderttausende Patienten. «Unangekündigte Stichprobenkontrollen
müssen viermal jährlich durch Amtsapotheker stattfinden. Zudem gilt
es, nicht verbrauchte individuelle Krebsmittel zentral zu sammeln und
stichprobenartig auf die Wirkstoffe zu überprüfen», forderte Brysch.


Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
(CDU) hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe bereits verbesserte
Regelungen bei der Apothekenüberwachung angekündigt.

Der 47 Jahre alte Apotheker aus Bottrop soll seit 2012 fast 62 000
Krebsmedikamente gepanscht haben. Durch betrügerische Abrechnungen
soll gesetzlichen Krankenkassen ein Schaden von rund 56 Millionen
Euro entstanden sein. Betroffen sind laut Staatsanwaltschaft Essen
mehr als 1000 Krebspatienten. Dem Angeklagten drohen bis zu zehn
Jahre Freiheitsstrafe und ein Berufsverbot.

Er soll die Arzneimittel-Zubereitungen mit deutlich weniger Wirkstoff
als verschrieben hergestellt haben. Betroffen sind Patienten von 37
Ärzten, Praxen und Kliniken in sechs Bundesländern, die meisten in
Nordrhein-Westfalen. Beliefert wurden auch jeweils eine Klinik oder
Praxis in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen
und im Saarland.

Der 47-Jährige betrieb eine alteingesessene Apotheke in der Bottroper
Innenstadt. Angeschlossen war ein Speziallabor für die Herstellung
krebshemmender Medikamente.

Zwei Mitarbeiter der Apotheke hatten die Ermittlungen ins Rollen
gebracht. Bei einer Razzia Ende November 2016 wurde der Apotheker
festgenommen und sein Speziallabor geschlossen.