Langer Aufenthalt im All verändert das Gehirn von Astronauten

Frankfurt/Main (dpa) - Längere Aufenthalte im Weltall können die
Gehirnstruktur von Astronauten verändern. Das hat eine von der
US-Weltraumagentur Nasa finanzierte Studie gezeigt, an der das
Universitätsklinikum Frankfurt beteiligt war.

«Sollten sich diese Effekte als nachhaltig herausstellen, könnte
beispielsweise eine bemannte Mission zum Mars nicht in der bisher
geplanten Form durchführbar sein», berichtete die Pressestelle des
Universitätsklinikums am Freitag. Aufgrund der Entfernung würde eine
Reise zum Mars mit heutiger Technik mindestens zwei Jahre dauern.

Die Nasa hatte beobachtet, dass Astronauten, die von der
Internationalen Raumstation ISS zurückkehrten, häufig von
Sehstörungen und Kopfschmerzen berichteten. Dieses Phänomen wurde nun
in der Studie, die im «New England Journal of Medicine»
veröffentlicht wurde, näher untersucht. Forscher um den Radiologen
Moritz Albrecht haben dafür Untersuchungen im Kernspintomographen von
34 Astronauten vor und nach deren Reise ins All verglichen.

Dabei entdeckten sie gravierende Veränderungen im Gehirn: Bei fast
allen Astronauten mit längerem All-Aufenthalt fanden sie eine
Verengung der Zentralfurche im Hirn. Außerdem hatte sich bei allen
das Gehirns nach oben verschoben. Auch eine Verengung verschiedener
Hirnwasser leitender Zisternen wurde festgestellt.

In der Schwerelosigkeit würden im Gehirn gerade jene Regionen
beeinträchtigt, die für Koordination, Wahrnehmung und Interaktion
nötig seien. «Nach längerer Zeit im All wären die Teilnehmer
womöglich nicht mehr in der Lage, Objekte in ihrer näheren Umgebung
korrekt wahrzunehmen, geschweige denn ihre täglichen Aufgaben zu
erfüllen.»

Bereits 2015 kam eine US-Studie zu dem Schluss, dass hochenergetische
Strahlung wie im Weltall dem Gehirn von Mäusen schadet und ihre
kognitiven Fähigkeiten mindert («Science Advances»).