Studie: Kostendruck beeinflusst Krankenhausärzte bei Behandlung

Bremen (dpa/lni) - Das Wohl der Patienten steht in deutschen
Krankenhäusern nach einer neuen Studie nicht immer an erster Stelle.
Bundesweit komme es aus Kostengründen vor, dass Patienten ohne
medizinischen Grund im Krankenhaus behandelt würden, sagte Professor
Karl-Heinz Wehkamp vom Socium Forschungszentrum der Universität
Bremen. «Das System geht auf Lasten der Patienten und zu Lasten der
Medizin», sagte der Mediziner am Montag. Auch das Krankenhauspersonal
stehe unter enormem Druck.

Für ihre selbst finanzierte Studie befragten Wehkamp und Prof. Heinz
Naegler aus Berlin rund 60 Ärzte und Geschäftsführer aus
Krankenhäusern in zwölf Bundesländern. Ihren rund 250 Seiten langen
Bericht wollen sie im Dezember als Buch veröffentlichen. Über die
Studie hatte zunächst der NDR berichtet.

Der Analyse zufolge werden ärztliche Entscheidungen durch
betriebswirtschaftliche Vorgaben beeinflusst. In Interviews und
Diskussionen gaben Ärzte und Geschäftsführer an, dass Entscheidungen

über Aufnahme, Behandlungsart und Entlassung eines Patienten ohne
Kostendruck häufig anders ausfallen würden. Demnach bieten Ärzte zum

Beispiel eher gewinnbringende Behandlungsverfahren an. Beim Personal
sorge die Arbeitsverdichtung für gesundheitliche Risiken.

«Erschreckend ist, dass die Politik das nicht zur Kenntnis nehmen
will», sagte Wehkamp mit Blick auf die alarmierenden Zustände in
vielen Krankenhäusern. «Bei diesem Defizit an Grundfinanzierung
können sie auch bei einer einigermaßen menschenwürdigen
Personalpolitik nur sehr schwer Gewinne machen», sagte er. In der
Branche gebe es strukturelle Steuerungsschwächen und teilweise
Fehlanreize.