Anklage gegen Ex-Geschäftsführer von Klinikum Ingolstadt erhoben

Vetternwirtschaft am Klinikum Ingolstadt? Die Staatsanwaltschaft hat
Anklage gegen den früheren Geschäftsführer erhoben. Doch die
Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.

Ingolstadt (dpa/lby) - Im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal am
Klinikum Ingolstadt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen
Ex-Geschäftsführer Heribert Fastenmeier erhoben. Sie wirft ihm
Untreue in 99 Fällen vor sowie Vorteilsannahme in drei Fällen und
Bestechlichkeit, wie die Ermittler am Freitag mitteilten.

Die vielen oft ähnlichen Einzelfälle sollen zu etwa zehn Tatkomplexen
gehören. Fastenmeier soll unter anderem als Gegenleistung für die
Vergabe von Aufträgen an eine Steuerberatungsgesellschaft kostenfreie
private Beratungsleistungen und andere Vorteile erhalten haben.
Außerdem habe er Aufträge vergeben, deren Bedingungen ungünstig für

das Klinikum waren, und Verwandte über Fremdfirmen beschäftigt - auch
zum wirtschaftlichen Nachteil des Krankenhauses. Dem Klinikum soll
durch sein Tun ein niedriger Millionenschaden entstanden sein.

Das Landgericht Ingolstadt muss nun über die Zulassung der Anklage
zur Hauptverhandlung entscheiden. Fastenmeier sitzt seit April in
Untersuchungshaft. Sein Anwalt teilte mit, dass «die Auffassungen der
Staatsanwaltschaft und der Verteidigung über die tatsächlichen
Geschehnisse und deren rechtliche Bewertung erheblich voneinander
abweichen». Es gehe um die Frage, welche unternehmerische
Entscheidung zulässig ist. Weiter heißt es in der Stellungnahme: «Die

Anordnung und Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft war und ist aus
Sicht der Verteidigung weder angemessen noch zu rechtfertigen.»

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat Fastenmeier zudem beim
Verkauf eines Grundstücks bewusst einen vertraglich geschuldeten
Kaufpreis nicht geltend gemacht. Zudem habe er Geld auf Kosten des
Klinikums für sich behalten, das ihm im Rahmen seiner Anstellung
nicht zustand. Noch immer ermittelt die Behörde zur Vergabe eines
Unterhaltungssystems für Patienten - diese Nachforschungen seien sehr
aufwendig. In dem Klinikumsskandal wird noch gegen rund ein Dutzend
weitere Verdächtige ermittelt. Das 1100-Betten-Haus - Bayerns
viertgrößte Klinik - gehört zu drei Vierteln der Stadt. Den Rest
trägt der Bezirk Oberbayern.