Der Krankenpfleger und die Kanzlerin in der «Wahlarena»

Lübeck (dpa) - Der junge Krankenpfleger, der Angela Merkel am
Montagabend in der ARD-«Wahlarena» für das Programm ihrer CDU vor
laufender Kamera kritisiert hat, ist von der Antwort der Kanzlerin
enttäuscht. Der Fachkräftemangel in der Branche sei seiner Meinung
nach ein zu kleines Thema im Wahlkampf, sagte Alexander Jorde aus
Hildesheim der Deutschen Presse-Agentur nach der Fernsehsendung. Der
21 Jahre alte Auszubildende hatte der CDU in der aus Lübeck live
übertragenen Sendung vorgeworfen, dass im Parteiprogramm stehe,
niemand müsse sich bei der Pflege Sorgen machen. Für seine
hartnäckige Frageweise wurde Jorde in den sozialen Netzwerken gelobt.


«Der Pflegeberuf ist an sich ein schöner Beruf, das hat nicht nur was
mit Arschabwischen zu tun», sagte Jorde. In der Sendung sagte der
Azubi mit Bezug auf das Grundgesetz, dass die Würde der Menschen in
Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen «tausendfach verletzt» werde.

Die Pfleger seien überlastet und für zu viele Patienten zuständig.
Merkel sei immerhin seit zwölf Jahren Kanzlerin.

In ihrer Antwort stellte Merkel in Aussicht, sich zur Überwindung des
Fachkräftemangels in der Pflege, für Verbesserungen des Berufes und
seiner Bezahlung einsetzen sowie auf Pfleger aus dem EU-Ausland
zurückgreifen zu wollen.

Jorde stellte das nicht zufrieden: «Die Kommunikation mit
schwerkranken Patienten wird durch Sprachbarrieren erschwert.» Er
forderte zugleich von der Politik, durch öffentliche Kampagnen für
Pflegeberufe zu werben: «Wenn's keiner macht, dann wird's brenzlig.»