Rotes Kreuz befürchtet rund 600 000 Cholera-Kranke im Jemen

Genf/Sanaa (dpa) - Im Bürgerkriegsland Jemen wird sich die
Cholera-Epidemie nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom
Roten Kreuz (IKRK) noch deutlich ausweiten. Bis Jahresende seien rund
600 000 Cholera-Kranke zu befürchten, erklärte IKRK-Präsident Peter
Maurer am Sonntag. Er wollte sich bei einem mehrtägigen Aufenthalt im
Jemen selbst ein Bild von der Lage machen. «Die große Tragödie ist,
dass es sich um eine vermeidbare, von Menschen gemachte humanitäre
Katastrophe handelt», so Maurer. Durch den Krieg seien die zivile
Infrastruktur und das Gesundheitssystem in weiten Teilen zerstört
worden. Auch Krankheiten wie Dengue-Fieber und Malaria könnten
deshalb meist nicht mehr behandelt werden. Die Kriegsparteien müssten
den Import von Medizin und Nahrungsmitteln erleichtern.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in den vergangenen drei
Monaten im Jemen rund 362 000 Menschen an Cholera erkrankt. Mehr als
1800 sind gestorben. Cholera wird von Bakterien verursacht, ruft
starken Durchfall und Erbrechen hervor und ist besonders für Kinder,
Alte und Kranke lebensbedrohlich. Im Jemen kämpft die vom
sunnitischen Saudi-Arabien unterstützte Regierung gegen die
schiitischen Huthi-Rebellen, die ihrerseits wohl Hilfe vom Iran
erhalten.