Großeinsatz nach Drohungen - Mann ist unzufrieden mit seinem Arzt

Alarm in Ludwigshafen: Ein Mann stößt an einer Bushaltestelle
Drohungen aus, bevor er verschwindet. Er ist unzufrieden mit seinem
Arzt, gesteht er Stunden später. In der Zwischenzeit erlebt die Stadt
einen Großeinsatz mit schwer bewaffneten Polizisten.

Ludwigshafen (dpa/lrs) - Aus Ärger über seinen Arzt hat ein Mann in
Ludwigshafen Drohungen ausgestoßen und damit einen Großeinsatz der
Polizei ausgelöst. Die von einer Zeugin alarmierten Beamten hielten
es am Freitag zwischenzeitlich auch für möglich, dass der 27-Jährige

einen Sprengstoffgürtel dabeihatte. Der unter Drogeneinfluss stehende
Mann wurde laut Polizei viereinhalb Stunden nach dem Alarm wegen
seines auffälligen Verhaltens gefasst und gestand die Drohungen. Auf
die Frage nach dem vermeintlichen Sprengstoffgürtel erklärte er, es
habe sich dabei um sein Mobiltelefon mit Kopfhörerkabel gehandelt.
Nach Angaben eines Polizeisprechers bestand zu keinen Zeitpunkt eine
Gefahr.

Der wegen Gewalt-, Betäubungsmittel- und Diebstahlsdelikten bekannte
27-Jährige wurde nach dem polizeilichen Maßnahmen entlassen. Gegen
ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Störung des öffentlichen
Friedens durch Androhung von Straftaten eingeleitet. Laut Polizei
waren wegen des Vorfalls rund 200 Beamte im Einsatz, ein Krankenhaus
war vorübergehend gesperrt worden. Worüber genau der Mann sich
aufgeregt hatte, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

In der Vergangenheit hatte es in der Chemiestadt mehrfach Angriffe
auf Ärzte gegeben: 1999 hatte ein Mann aus Ärger über eine
Nasenoperation den HNO-Chefarzt des Klinikums Ludwigshafen
erschossen. Als Motiv gab er an, dass die Nase nicht wie von ihm
gewünscht begradigt worden sei. Er wurde wegen Mordes zu lebenslanger
Haft verurteilt. 2003 erschoss ein 69-Jähriger in Ludwigshafen seine
Ehefrau und zwei Ärzte, bevor er sich selbst tötete.

Am Freitagmorgen hatte eine Zeugin berichtet, sie habe an einer
Bushaltestelle einen Unbekannten getroffen, der gedroht habe, Ärzte
und Polizisten töten zu wollen. Unter der Kleidung des Mannes habe
die Frau ein kleines Kästchen und mehrere Drähte gesehen - ähnlich
einem Langzeit-EKG, berichtete die Polizei. Nach Einschätzung der
Beamten hätte es sich auch um einen Sprengstoffgürtel handeln können.

Anschließend sei der Mann in einen Bus der Linie 74 in Richtung des
St. Marienkrankenhauses gestiegen.

Daraufhin schützten und überprüften schwer bewaffnete Beamte zunäch
st
das Krankenhaus sowie mehrere Arztpraxen entlang der gesamten Route.
Am Mittag sah die Polizei dann Anlass für eine erste Entwarnung. Die
bis dahin erfolgten Überprüfungen seien allesamt negativ verlaufen
und hätten keine konkrete Gefährdungssituation ergeben, hieß es.

Der mutmaßliche Täter wurde kurz nach 12.00 Uhr in Gewahrsam
genommen. Hinweise aus der Bevölkerung hätten auf seine Spur geführt,

sagte eine Polizeisprecherin. «Mit der Ingewahrsamnahme des
27-Jährigen hat sich die Lage völlig entspannt», ergänzte sie. «E
s
gibt keine Bedrohungssituation mehr, und damit haben wir die
polizeilichen Maßnahmen eingestellt.»

Der Vorfall lässt die Menschen nicht kalt. Im vergangenen Dezember
soll ein radikalisierter Zwölfjähriger versucht haben, einen
Sprengsatz auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt zu zünden.

Die Leitung einer evangelischen Kindertagesstätte fragte am Freitag
bei Dekanin Barabara Kohlstruck an, ob sie bestimmte Maßnahmen
ergreifen solle. Die Dekanin sah keinen Anlass für Vorsichtsmaßnahmen
im großen Stil - riet nur davon ab, mit Gruppen von Kindern durch die
Stadt ins Grüne zu gehen. «Dass es in der Gesellschaft Menschen gibt,
deren Verhalten man nicht nachvollziehen kann, das gab es zu allen
Zeiten», sagt die Geistliche. Und: «Man muss aufpassen, dass wir
durch die Informationsflut nicht eine Hysterie befördern.»

Die SPD-Europaabgeordnete Jutta Steinruck sagte, sie sei in der Stadt
gewesen. «Es war Gesprächsthema, aber ich habe keine Panik verspürt.
»
Die Polizei habe schnell reagiert. Steinruck, die auch SPD-Kandidatin
bei der OB-Wahl im September ist, begrüßte, dass schnell über die
Entwicklungen am Freitag informiert worden sei. «Ich glaube, diese
Transparenz ist auch sehr wichtig.»