Drohungen und Drähte: Mann versetzt Ludwigshafen in Aufregung Von Maximilian Perseke, dpa

Drohungen gegen Ärzte gibt ein Mann in Ludwigshafen von sich, unter
seiner Kleidung sind Drähte zu sehen. Die Polizei rückt mit einem
Großaufgebot aus. Doch anstelle von Sprengstoff gibt der berauschte
Mann an, er habe ein Handy mit Kopfhörern dabei gehabt.

Ludwigshafen (dpa) - Es waren Bilder, die die Menschen in
Ludwigshafen in Angst und Schrecken versetzt haben müssen. Gegen 8.15
Uhr rücken am Freitagmorgen schwer bewaffnete Polizisten am St.
Marienkrankenhaus an. Unweit des Weihnachtsmarktes, wo im vergangenen
Dezember ein damals 12-Jähriger versucht haben soll, einen Sprengsatz
zu zünden, gehen sie einem Hinweis nach. Die Lage scheint zunächst
ernst: Etwa 45 Minuten zuvor hatte eine Frau bei der Polizei
angerufen und vor einem Mann gewarnt, der Ärzte und Polizisten mit
dem Tod gedroht habe.

Getroffen habe sie ihn an einer Bushaltestelle, unter seiner Kleidung
sah sie «ein kleines Kästchen und Drähte», ähnlich einem
Langzeit-EKG. Die Polizei schloss nicht aus, dass es sich um einen
Sprengstoffgürtel handeln könne. Der Mann sei in den Bus der Linie 74
in Richtung St. Marienkrankenhaus gestiegen, berichtete die Frau der
Polizei. 

Die Fahrt mit dem Bus 74 zu dem Krankenhaus dauert keine
Viertelstunde. Der Mann hatte genug Zeit, um vor der Polizei da zu
sein. Es wird entschieden, nicht nur den Personenverkehr zum
Krankenhaus zu unterbinden, sondern auch keine Patienten, Angestellte
und Besucher zwischen den einzelnen Gebäuden des Krankenhauses
wechseln zu lassen, erklärt István Bechtold, der
medizinisch-ökonomische Direktor.

Vor 9.00 Uhr hören die Patienten in allen Flügeln des St.
Marienkrankenhauses eine Durchsage mit nur wenigen Informationen. Es
gebe eine Bedrohungslage, man solle in seinen Bereichen bleiben und
die Polizei sei da, gibt Bechtold den Inhalt wieder. «Die Polizei
wusste noch nicht viel Konkretes», erklärt er.

«Drinnen haben wir von allem nicht viel mitbekommen», sagt ein
Rentner mit Krücken. Er sei für eine Voruntersuchung für eine
Operation gekommen. Diese sei durchgeführt worden.

Schwer bewaffnete Polizisten stehen am Vormittag nicht nur vor dem
St. Marienkrankenhaus. Sie überprüfen auch mehrere Arztpraxen entlang
der gesamten Buslinie 74. Am Mittag gibt die Polizei eine erste
Entwarnung: Die bis dahin erfolgten Überprüfungen seien allesamt
negativ verlaufen und hätten keine konkrete Gefährdungssituation
ergeben.

Zur gleichen Zeit stehen schon wieder einige Patienten vor dem
Eingang des Krankenhauses. Hier hat es schon früher Entwarnung
gegeben. Polizeiautos sind nur noch wenige da, weniger als zehn
Polizisten sind sichtbar - sie aber sind schwer bewaffnet. 

Stunden später dann die erlösende Nachricht von der Polizei: Der Mann

ist festgenommen. Sein Motiv folgt wenig später, er habe aus Ärger
über seinen Arzt wilde Drohungen ausgestoßen. Bei dem kleinen
Kästchen und den Drähten, die die Frau erkannt haben will, handelte
es sich nach Angaben des Verdächtigen nur um sein Mobiltelefon samt
Kopfhörerkabel. Der offenbar unter Drogeneinfluss stehende Mann
gestand. Er wurde nach Hause entlassen, die Polizei ermittelt nun
wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von
Straftaten. Rund 200 Beamte waren nach seinen Äußerungen im Einsatz.