Traumaambulanz für Opfer von Gewalttaten in Potsdam wieder geöffnet

Nach einer Vergewaltigung oder einer schweren Körperverletzung
benötigt das Opfer schnell und unbürokratisch Hilfe. Betroffene
können sich nun wieder an die Traumaambulanz in Potsdam wenden.

Potsdam (dpa) - Ob häusliche Gewalt, Raubüberfall oder
Vergewaltigung: Für Opfer von Gewalt- oder Sexualdelikten bietet die
Traumaambulanz in Potsdam wieder Akut- und Kurzzeitpsychotherapien
an. Die Wiedereröffnung der Ambulanz wird durch eine Förderung aus
Lottomitteln des Landes in Höhe von rund 8300 Euro ermöglicht.
Justizminister Stefan Ludwig (Linke) überreichte am Freitag in den
Räumen der Opferberatung in Potsdam eine entsprechende Förderurkunde,
wie das Ministerium mitteilte. Die Traumaambulanz war 2012 als
Modellprojekt gestartet und musste im Sommer 2016 schließen.

Es gehe nicht nur darum, auf eine Gewalttat eine schnelle und
gerechte Strafe folgen zu lassen, sagte Minister Ludwig. Die Opfer
dürften nicht aus dem Blickfeld geraten, sagte er. «Das ist eine
gesellschaftliche Aufgabe. Wir können das nicht auf das
Täter-Opfer-Verhältnis reduzieren.»

Mit dem Geld kann der Verein Opferhilfe Land Brandenburg nach eigenen
Angaben fünf Therapieplätze bis Februar 2018 finanzieren. In der
Traumaambulanz sollen Betroffene innerhalb von wenigen Tagen einen
Therapieplatz bekommen, sagte Rosmarie Priet, Leiterin der
Opferberatung und Traumaambulanz.

«Das hat damit zu tun, dass Gewaltopfer und Opfer von
Sexualstraftaten ein hohes Risiko haben, an Traumafolgestörungen zu
erkranken», erläuterte Priet. Die psychischen Folgen einer Straftat
beeinträchtigten Lebensbereiche wie Arbeit und Familie. Konsequenzen
könnten ein Ausscheiden aus dem Berufsleben und Probleme mit der
Familie sein. So weit dürfe es gar nicht erst kommen, sagte die
Diplom-Psychologin.

Die Traumaambulanz sei an die Opferberatungsstellen in Brandenburg
angegliedert, um die gesamte Lebenssituation in den Blick nehmen zu
können. Betroffenen würden nicht nur Therapien, sondern Unterstützung

in belastenden Strafverfahren, Beratung für Angehörige,
sozialpädagogische Beratung und psychologische Beratung angeboten,
erläuterte Priet. In den sechs Opferberatungsstellen im Land werden
laut Ministerium jährlich rund 700 Betroffene betreut.

Die CDU-Landtagsfraktion fordert nach Ende des Modellprojekts in
Potsdam einen Opferhilfefonds, den Aufbau von Traumaambulanzen in
allen Landgerichtsbezirken und eine konstitutionelle finanzielle
Förderung durch das Land. «Die tröpfchenweise Finanzierung einer
einzigen Traumaambulanz mit fünf Therapieplätzen durch das
Justizministerium ist völlig unzureichend und wird den Interessen der
Opfer von Gewalt-und Sexualstraftaten nicht gerecht», sagte der
rechtspolitische Sprecher der Fraktion, Danny Eichelbaum.