Taliban verbieten Polio-Impfungen in Südafghanistan - Baby infiziert

Kabul (dpa) - Die radikalislamischen Taliban haben in Teilen der
südafghanischen Provinz Kandahar Impfkampagnen gegen Kinderlähmung
gestoppt. Es handele sich um teils dicht besiedelte Gegenden, sagte
ein Mitarbeiter der nationalen Anti-Polio-Kampagne, Hedaiatullah
Staneksai, am Freitag. In Kandahar war am Donnerstag der fünfte
Polio-Fall in Afghanistan in diesem Jahr identifiziert worden. Das 18
Monate alte Mädchen lebt in einem der vom Impfbann betroffenen
Bezirke.

In den vergangenen Jahren waren die Zahlen neuer Erkrankungen in
Afghanistan gesunken. 2015 wurden 20 Fälle erfasst, 2016 noch 13. Nun
fürchten Beobachter, dass es wegen der neuen Zugangsprobleme für
Impfteams wieder mehr Fälle geben könnte. Die Taliban kontrollieren
mittlerweile rund elf Prozent des Landes, weitere 30 Prozent sind
umkämpft.

Der Leiter der afghanischen Anti-Polio-Kampagne, Nadschibullah Safi,
bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, dass es in
Kandahar nun Verhandlungen mit den Taliban gebe. Die Taliban halten
Impfteams oft für Spione der Regierung oder anderer Länder. Polio
bedroht vor allem Kleinkinder und kann zu Lähmungen und zum Tod
führen. Ein Heilmittel gibt es nicht.