Ehre für die Hall of Fame: Neuner und Schumacher aufgenommen Von Andreas Schirmer, dpa

Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher und die Biathletin
Magdalena Neuner sind in die Hall of Fame des deutschen Sports
aufgenommen worden. Eine unumstrittene gute Wahl! Das war nicht immer
so.

Marburg (dpa) - Es ist eine Ehre für die umstrittene Hall of Fame:
Die Aufnahme der zweimaligen Biathlon-Olympiasiegerin Magdalena
Neuner und der Formel-1-Ikone Michael Schumacher am Montagabend in
Marburg hat der Ruhmeshalle des deutschen Sports wieder Glanz
verliehen. Fragwürdige Nominierungen wie die des Rad-Idols der
früheren DDR, Gustav-Adolf «Täve» Schur, hatten Kritik ausgelöst.


«Die Hall of Fame ist der Olymp und die Aufnahme das Größte, was der

Sport zu vergeben hat. Es gibt viele Olympiasieger, aber nur 110, die
in der Hall of Fame sind», sagte Bundesinnenminister Thomas de
Maizière bei der offiziellen Feier zur Aufnahme der Ausnahme-Athleten
und betonte: «Dazu muss man nicht nur erfolgreich sein, sondern eine
Lebensleistung haben, etwas Besonderes geleistet haben für sich, die
Sportart und für unser Land. Neuner und Schumacher stehen dafür.»

Zweifel an der richtigen (Aus-)Wahl von Athleten für die 2006 von der
Deutschen Sporthilfe initiierten Hall of Fame gibt es seit ihres
Bestehens. Besonders vor dem geschichtlichen Hintergrund der
unterschiedlichen politischen Systeme vor 1945 und danach im lange
geteilten Deutschland sowie angesichts des Dopingproblems. «Vorbilder
und Idole im Sport sind für die Gesellschaft wichtig», sagte de
Maizière in Marburg. Gehört dazu auch die - schwer zu bewertende -
Haltung eines Athleten zu einem politischen System?

Bei «Täve» Schur, der bis heute keine kritische Distanz zur DDR und
dem dort einst etablierten Dopingsystem erkennen lässt, sah die
Sporthilfe-Jury Ende April auch bei der zweiten Nominierung von einer
Aufnahme ab.

Dafür bekam die frühere Weltklasse-Weitspringerin Heike Drechsler
einen Platz in der Ruhmeshalle, die in der DDR als «IM Jump» für di
e
Stasi tätig gewesen sein soll und der nachgewiesen wurde, zeitweise
Dopingmittel bekommen zu haben. Sie betonte «nie wissentlich gedopt
zu haben und verurteilt die Dopingpraktiken des DDR-Systems auf das
Schärfste», steht im von der Sporthilfe im Juni 2017 herausgegebenen
Buch «Hall of Fame des Deutschen Sports».

Im darin ebenfalls zu findenden Porträt des Sporthilfe-Gründers Josef
Neckermann wird auch nicht verschwiegen, dass er in der NS-Zeit
«Zugeständnisse an die Machthaber» gemacht habe, um «geschäftlich

vorwärts zu kommen». Im Entnazifizierungsverfahren sei er als
«Mitläufer» eingestuft worden.

Für den Vorstandsvorsitzenden der Sporthilfe, Michael Ilgner, sei
durch die Hall of Fame ein Aufklärungsprozess in Gange gekommen,
«ohne den die Geschichte des deutschen Sports möglicherweise aus
Angst vor Diskussionen und Kontroversen im Dunkeln geblieben» wäre,
schreibt er im Vorwort des Buches.

Dafür gab es für Magdalena Neuner und Michael Schumacher, den bisher
größten Athleten in den Welten des Biathlons und Motorsports, nur
Hymnen und Huldigungen. «Als Sportler war er einsame Spitze, aber als
Mensch rangierte Michael da noch ein Stück drüber», sagte Laudator
Norbert Haug, der am Karriereanfang und -ende bei Mercedes sein Chef
war. «Wer hätte eine große Ehrung wie diese mehr verdient!»

Für de Maizière war der Rekordweltmeister «ein Gigant und Titan» de
s
Automobilsports. «Was er alles für Unfälle überstanden hat? Da ware
n
viele Schutzengel dabei - nur bei seinem Skiunfall nicht», sagte der
Minister. Schumacher hatte sich bei dem Unglück im Dezember 2013
schwere Kopfverletzungen zugezogen. «Klar hat er viele Siege und
Rekorde gefeiert, doch die Menschen haben gespürt, dass er seinen
Sport liebt», meinte seine Managerin Sabine Kehm.

Dies galt auch für die zwölfmalige Weltmeisterin Neuner, die die
Hall-of-Fame-Feier wegen einer Grippe absagen musste. «Sie zeichnete
große Leistungen, Sicherheit, eine fröhliche Ausstrahlung und Ehrgeiz
aus», sagte de Maizière. «Sie hat eine ganze Generation mitgerissen.
»