Von den Toten zurückgeholt? - Hunde-Klonen auf Bestellung Von Dirk Godder, dpa

Für Hundeliebhaber ist der Tod ihres Begleiters ein großer Schock.
Wer es will, kann bei Unternehmen eine lebendige Kopie bestellen.
Doch das hat seinen Preis. In Südkorea befindet sich das weltweit
führende Unternehmen für kommerzielles Hunde-Klonen.

Seoul (dpa) - Einen Jurassic Park für geklonte Dinosaurier wie in dem
Hollywood-Film von Steven Spielberg wird es nicht geben. Es sei
unrealistisch, Zellen einer der vor etwa 65 Millionen Jahren
ausgestorbenen Riesenechsen zu finden, die das Erbmaterial DNA
enthalten, sagt der Biologe Wang Jae Woon. Ein Mammut zu klonen, hält
Wang dagegen durchaus für möglich. 

Wang ist unter anderem Pressesprecher bei der südkoreanischen
Organisation Sooam Biotech Research Foundation in Seoul, die sich mit
dem Klonen von Hunden und anderer Tiere beschäftigt. Seit 2012
arbeiten die Südkoreaner mit einer Universität in Sibirien an einem
aufsehenerregenden Mammut-Projekt. Die Hoffnung ist, in Gewebeproben
von Mammut-Überresten aus dem sibirischen Dauerfrost einen
einigermaßen intakten DNA-Bausatz zu finden, der das Klonen dieser
ausgestorbenen eiszeitlichen Elefantenart ermöglichen könnte. «Der

Stand des Projekts ist geheim», sagt Wang. 

Während das Mammut-Projekt die Fantasien von der Wiederauferstehung
urzeitlicher Tiere beflügelt, ist das Klonen von Hunden schon fast
zur fabrikmäßigen Routine von Sooam und dessen kommerziellem
Schwesterunternehmen H Bion geworden. Seit der Gründung 2006 wurden
laut Sooam etwa 900 Hunde geklont. Der Preis ist allerdings happig:
Für einen geklonten Hund muss der Kunde 100 000 Dollar (fast 90 000

Euro) hinlegen.

Hinter den Glastüren der mit weißen Fliesen ausgelegten Käfige be
i
Sooam im Stadtteil Guro tummeln sich Beagles, Pudel und andere
Welpen, die auf die Reise zu ihren Besitzern warten. Ein Käufer aus
Nahost hat gleich fünf Persische Windhunde bestellt, Kostenpunkt:
eine halbe Million Dollar.  

Die meist wohlhabenden Kunden kommen aus der ganzen Welt, über die
Hälfte jedoch aus den USA, erläutert Wang. Es sind zahlreiche
Prominente darunter, doch die meisten wollen anonym bleiben. Sie
kommen mit dem Wunsch, dass ihr gestorbenes Haustier wieder lebendig
wird. «Wir schaffen einen identischen Zwilling, einige sagen: die
Toten werden zurückgebracht», sagt Wang. «Doch ist es der gleiche
Hund? Ja und nein, das ist sehr subjektiv.» 

Beim Klonen entnehmen die Forscher in Seoul das Erbgut aus einer
Körperzelle des Spenderhundes und übertragen es in eine Eizelle, aus

der zuvor der Zellkern entfernt wurde. Der im Labor erzeugte Embryo
wird dann in die Gebärmutter eines anderen Tieres eingepflanzt, das
ihn austrägt.  

Offen wird die Entfernung des Zellkerns aus einer Eizelle unter dem
Mikroskop bis zur Geburt vorgeführt. Bei der Operation erklärt
Teamleiter Hwang Woo Suk jeden Schritt: So etwa auch, wenn er bei
einer großen braunen Mischlingshündin, die betäubt auf dem Rücken a
uf
dem Operationstisch liegt, einen Kaiserschnitt durchführt. «Alles
perfekt», sagt Hwang zufrieden, nachdem das Neugeborene die ersten
Töne von sich gibt. Die Erfolgsrate, das eine «Leihmutter» schwange
r
wird, liegt laut Sooam bei etwa 40 Prozent.  

Die Forscher-Vergangenheit des 64-jährigen Tiermediziners, der im
August 2005 - neun Jahre nach der Geburt des Klonschafs Dolly - den
weltweit ersten Klonhund «Snuppy» vorgestellt hatte, wird von einem

der größten Wissenschaftsskandale der vergangenen Jahrzehnte
überschattet. Einst wurde der Klonpionier in seiner Heimat als
Nationalheld gefeiert, weil er und sein Team angeblich als weltweit
erste Forscher menschliche Stammzellen aus geklonten Embryonen
gewonnen hatten. Doch Ende 2005 flogen zwei Stammzellstudien als
Fälschungen auf. Hwang wurde später zu einer zweijährigen
Bewährungsstrafe verurteilt. 

Heute gilt sein Unternehmen als weltweit führend auf dem Gebiet des
bei Tierschützern nicht unumstritten kommerziellen Klonens von
Hunden. «Der Prozess schließt wissenschaftliche Verfahren ein, die
Schmerzen, Leiden und Qual verursachen», schreibt die britische
Tierschutzgruppe Royal Society for the Prevention of Cruelty to
Animals (RSPCA). Nicht immer werde der Tierschutz berücksichtigt.

Bei Sooam geht es jedoch nicht nur um Haustiere, die zum Vergnügen
gehalten werden. Weniger umstritten ist das Klonen von Hunden für
«spezielle Zwecke». Sie werden etwas als Spürhunde bei der Polizei

oder beim Militär eingesetzt. Auch werden Schweine und Hunde geklont,
die bestimmte Krankheiten tragen, an denen Arzneien getestet werden
können. Die Idee dahinter ist, «Krankheitsmodelle» bei transgenen
Tieren zu entwickeln. Klonen sei ein «wachsendes Geschäft», sagt
Hwang.