Tausende demonstrieren für faktenbasierte Entscheidungen

«Alternative Fakten zählen nicht im OP» und «Forschen statt Faken
»
steht auf Transparenten. Der «March for Science» ist auch in
Deutschland sehr präsent. Um die Anerkennung wissenschaftlicher
Ergebnisse geht es den Demonstranten und die Freiheit der Forschung.

Berlin (dpa) - In Deutschland haben am Samstag viele Tausende
Menschen für die Bedeutung von Wissenschaft und eine faktenbasierte
Politik demonstriert. Allein in Berlin kamen nach Angaben der
Veranstalter unter dem Motto «Wissenschaft ist keine Meinung,
alternative Fakten sind Lügen» rund 11 000 Menschen zusammen,
darunter viele Wissenschaftler. Bundesweit fanden vor allem in
Universitätsstädten zahlreiche Demonstrationen statt. Der
Hauptprotestzug des «March for Science» zog am Weißen Haus in
Washington vorbei.

«Wir können nicht akzeptieren, dass in Zeiten, in denen der Mensch
diesen Planeten verändert wie nie zuvor in der Geschichte,
Entscheidungen getroffen werden, ohne auf wissenschaftliche Fakten
zurückzugreifen», sagte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft,
Martin Stratmann, beim «March for Science» in München. «Wir dürfe
n
uns nicht dümmer stellen, als wir sind.» Rund 3000 Menschen gingen in
München nach Polizeiangaben auf die Straße. «Forschen statt Faken»

und «Make Science Great Again» hieß es auf Transparenten in
Anspielung auf den Slogan von US-Präsident Donald Trump «Make America
Great Again».

Der Forschungsleiter am Deutschen Museum in München, Helmuth
Trischler, sagte: «Wenn das Leugnen des Klimawandels mehrheitsfähig
geworden ist und Fakten Alternativen bekommen, genügt es nicht mehr,
wenn Wissenschaftler im Wesentlichen nur unter sich selbst
kommunizieren.» Das Organisationsteam in München betonte, die
Demonstration sei keine Anti-Trump-Veranstaltung. Das Leugnen
gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse sei ein weltweites
Problem.

In Berlin gab es am Mittag eine erste Kundgebung an der
Humboldt-Universität am Boulevard Unter den Linden. Anschließend
zogen die Demonstranten vor das Brandenburger Tor. Auf Transparenten
und Schildern war unter anderem zu lesen: «Alternative Fakten zählen
nicht im OP».

Weltweit wollten am Samstag Menschen in mehr als 600 Städten auf die
Straße gehen. Den Wissenschaftlern und Aktivisten geht es auch darum,
die Freiheit von Wissenschaft und Forschung zu erhalten. Die Märsche
hatten sich aus dem Frauenmarsch auf Washington am Tag nach der
Vereidigung von Donald Trump zum US-Präsidenten in diesem Januar
entwickelt.

Viele Wissenschaftler sind derzeit wegen der Zurückweisung
wissenschaftlicher Erkenntnisse etwa zum Klimawandel und zur
Sicherheit von Impfstoffen durch Politiker, aber auch in Teilen der
Gesellschaft in Sorge. Der 22. April ist der Tag der Erde (engl.:
Earth Day).