DocMorris muss Automatenapotheke in Baden-Württemberg schließen

Nicht einmal zwei Tage dauerte es, bis DocMorris mit seinem neuen
Angriff auf dem deutschen Apothekenmarkt scheiterte. Die
Apotheker-Lobby jubelt. Doch der Versandhändler ist bekannt dafür,
nicht aufzugeben.

Hüffenhardt (dpa) - Der Versandhändler DocMorris muss seine
umstrittene Automatenapotheke in Baden-Württemberg schon nach gut
48 Stunden wieder schließen. Der Verkauf apothekenpflichtiger
Arzneimittel sei strengen Anforderungen des Gesetzgebers unterworfen,
begründete das Regierungspräsidium Karlsruhe die Entscheidung. «Die

Abgabe in Hüffenhardt erfolgt nicht in einer Apotheke und ist auch
nicht von der Versandhandelserlaubnis des in den Niederlanden
ansässigen Unternehmens umfasst.»

DocMorris hatte die lang geplante Abgabestelle von Arzneimitteln in
Hüffenhardt in Baden-Württemberg erst am Mittwochnachmittag eröffnet.

Die Apotheke in dem 2000-Seelen-Dorf war 2015 geschlossen worden,
weil sich kein Nachfolger fand.

Beim Regierungspräsidium hatte der Versandhändler nur ein
Arzneimittellager angezeigt. Online bestellte Arzneimittel hätten in
die von DocMorris gemieteten Räume geliefert werden sollen. Die
Beratung sollte per Videochat erfolgen. Mehr als 8000 Arzneimittel
wurden vor Ort in einem Lagerautomaten, wie er auch in Apotheken zu
finden ist, deponiert. DocMorris-Personal in den Niederlanden sollte
per Knopfdruck das Medikament freigeben, das dann in Hüffenhardt aus
dem Automaten gefallen wäre. Vor Ort stand den Kunden allerdings kein
Apotheker, sondern nur ein Mitarbeiter zur Verfügung.

DocMorris darf wegen des sogenannten Fremdbesitzverbots als
Unternehmen keine Apotheken in Deutschland betreiben. Nur
Pharmazeuten mit Kammerzulassung dürfen Apotheken und bis zu drei
Filialen unterhalten. 2007 hatte DocMorris seine erste deutsche
Filiale in Saarbrücken eröffnet. Zwei Jahre und ein Urteil des
Europäischen Gerichtshofs (EuGH) später wurde die Filiale zunächs
t
geschlossen. Nur die angestellte Apothekerin durfte das Geschäft als

Markenapotheke wieder eröffnen.

Doch auch das Abgabeterminal ging dem Regierungspräsidium nun zu
weit: Die Automatenabgabe verwische in unzulässiger Weise die Grenze
zwischen dem Versandhandel und der Abgabe von Arzneimitteln in einer
Präsenzapotheke, hieß es. Letztere unterliege - sowohl was
Räumlichkeiten, als auch was Ausstattung und Fachpersonal angehe -
hohen gesetzlichen Anforderungen, die durch das Abgabeterminal
umgangen würden. Bei der Prüfung von Rezepten für
verschreibungspflichtige Arzneimittel am Terminal beispielsweise
werde gegen Vorschriften der Apothekenbetriebsordnung verstoßen.

Die Landesapothekerkammer sieht sich in ihrer Rechtsauffassung
gestärkt. «Das war für uns ganz klar rechtswidrig», sagte Karsten
Diers, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.
Die Apotheker hatten unter anderem bemängelt, dass Automaten keine
Wochenend- und Nachtdienste unterhalten würden. Die
Arzneimittelversorgung in Hüffenhardt, das ist auch die Auffassung
des Regierungspräsidiums, sei weiterhin gesichert, da die Bevölkerung
eine Rezeptsammelstelle von zwei in den Nachbarorten ansässigen
Apotheken nutzen könne.

DocMorris will sich unterdessen nicht sofort geschlagen geben. «Wir
glauben weiterhin, dass man in Deutschland digitale Projekte zum
Wohle aller umsetzen kann», sagte Geschäftsführer Olaf Heinrich.