UKE will Schädel aus Kolonialgebieten an Herkunftsländer zurückgeben

Hamburg (dpa/lno) - Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
will 75 Schädel aus «kolonialem Kontext» an die Herkunftsländer
zurückgeben. Die menschlichen Überreste hätten zur
Neuropathologischen Sammlung Friedrichsberg gehört und seien nach
deren Auflösung vermutlich 1942 ins UKE gekommen, teilte eine
Kliniksprecherin am Donnerstag mit. Ihre Herkunft habe mit Hilfe
eines wiederentdeckten Inventarbuches geklärt werden können.

Demnach stammten acht Schädel aus Afrika, zwei davon von ägyptischen
Mumien, zwei aus Australien, zwei von neuseeländischen Maori, einer
aus dem chinesischen Tsingtau und 13 aus Europa. Wissenschaftler
hätten weitere 22 Schädel Süd- und Mittelamerika zuordnen können, 1
7
davon seien als «Inka-Mumien» gekennzeichnet gewesen.

«Die sterblichen Überreste sind weder in einer wissenschaftlichen
Sammlung noch in einem Museum korrekt aufgehoben», erklärte der Dekan
der medizinischen Fakultät, Prof. Uwe Koch-Gromus. Oberste Priorität
sei die Rückführung in die Herkunftsländer. Zudem müsse gemeinsam m
it
Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft ein würdiger Gedenkort für die
Kolonialvergangenheit Hamburgs gefunden werden. Koch-Gromus hatte im
vergangenen Jahr eine Untersuchung zu sogenannten Human Remains aus
kolonialem Kontext in Auftrag gegeben.

Die Neuropathologische Sammlung Friedrichsberg hatte nach Angaben des
UKE der Psychiater und Direktor der Staatskrankenanstalt
Friedrichsberg, Wilhelm Weygandt, zwischen 1905 und 1934
zusammengetragen. Laut Inventarbuch kaufte er sechs aus Afrika
stammende Schädel - darunter den eines Herero - zwischen 1917 und
1924 von privaten Händlern.