Medizinischer Dienst: Viele Zusatz-Gesundheitsleistungen eher schädlich

Berlin (dpa) - Der Nutzen von privat zu bezahlenden sogenannten
Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) ist weiter hoch
umstritten. Die Schaden-Nutzen-Bilanz dieser Leistungen, die jeder
zweite Patient in der Arztpraxis angeboten bekommt, fällt oft eher
negativ aus, wie der Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes der
Gesetzlichen Krankenversicherung (MDS) am Donnerstag in Berlin
mitteilte.

Häufig gehe es dabei um ergänzende Früherkennungsuntersuchungen wie
Ultraschall und Lungen-Check. Doch auch Früherkennung könne schaden.
Von den 45 Leistungen, die der MDS inzwischen bewertet hat, wurden
demnach 4 negativ bewertet, 17 tendenziell negativ. Bei 15 sei die
Schaden-Nutzen-Bilanz unklar. Keine Leistung sei rundum «positiv» zu
bewerten.

Der Medizinische Dienst betreibt das Internetportal IGeL-Monitor
inzwischen seit fünf Jahren und bietet Entscheidungshilfe für und
gegen IGeL. «Aus zahlreichen Zuschriften wissen wir, dass sich viele
Patienten bei der Entscheidung über eine IGeL allein gelassen
fühlen», sagt MDS-Geschäftsführer Peter Pick. Er kritisierte, dass

manche Praxis einen transparenten Umgang mit IGeL vermisse lasse und
Patienten unter Druck gesetzt würden.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich
Weigeldt, sagte der «Rheinischen Post» (Freitag): «Es gibt
IGeL-Leistungen, die medizinisch sinnvoll und notwendig sein können,
beispielsweise Reiseimpfungen. Bei etlichen anderen ist der
medizinische Nutzen hingegen zweifelhaft.»

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch
erklärte: «Bei IGeL geht es ums Geldverdienen, selbst wenn es dem
Patienten schadet.» Überrumpeln und Ängste-Schüren gehörten zum
Geschäftsmodell. Verbraucherminister Heiko Maas (SPD) und
Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) müssten dies endlich mit
einer gesetzlichen Regelung unterbinden.