Drogenbeauftragte Mortler will Tabakaußenwerbung endlich verbieten

Die Politik streitet über ein weitergehendes Werbeverbot für
Tabakwaren - und die Tabakwirtschaft nutzt dies, um ihre Werbung
wieder auszuweiten.

Berlin (dpa) - Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene
Mortler (CSU), dringt weiter auf ein Außenwerbeverbot für Tabakwaren.
«Es kann doch nicht sein, dass wir mit einigen Millionen Euro aus dem
Bundeshaushalt Tabakprävention in Schulen machen, es aber
gleichzeitig zulassen, dass die Unternehmen mit einem Vielfachen
unseres Budgets auf dem Schulweg unserer Kinder Tabakwerbung
aufstellen», sagte Mortler der Deutschen Presse-Agentur. Sie fügte
hinzu: «Die Forschung zeigt uns zu alledem, dass Tabakwerbung gerade
bei Jugendlichen Wirkungen erzielt.»

Mortler sowie Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) wollen
noch in dieser Legislaturperiode das Außenwerbeverbot durchsetzen,
das auch in Kinos Tabakwerbung stark einschränken würde. Doch ihnen
läuft die Zeit davon. Der schon im vergangenen Frühjahr vorgelegte
Gesetzentwurf wurde immer wieder auf die lange Bank geschoben, weil
es innerhalb der Unionsfraktion sowie in Teilen der SPD Widerstand
gibt.

Doch auch die Werbewirtschaft und die Kommunen fürchten um
beträchtliche Einnahmeverluste, so dass auch hier die Vorbehalte
gegen eine solches Verbot erheblich sind. Die Tabakindustrie nutzte
das politische Hin und Her ganz offenbar, um sich neu aufzustellen.
Nach dpa-Informationen legte sie bei der Außen- und Kinowerbung sowie
bei Promotion und Sponsoring erheblich zu und steigerte die
Gesamtwerbeausgaben von 2014 auf 2015 von 196 Millionen Euro auf 228
Millionen Euro. Zudem bewirbt die Industrie dem Vernehmen nach
vermehrt die elektronische Zigarette bei Jugendlichen.

«Man muss es einfach klar aussprechen: Rauchen tötet, zerstört
dadurch Familien, kostet das Gesundheitssystem Unsummen und belastet
unsere Unternehmen allein durch die krankheitsbedingten
Arbeitsausfälle jedes Jahr mit vielen Milliarden Euro», unterstrich
die Drogenbeauftragte. «Bei über 120 000 Tabaktoten und
volkswirtschaftlichen Belastungen von fast 80 Milliarden Euro im Jahr
müssen wir einfach alles dran setzen, dass so wenige junge Leute wie
möglich mit dem Rauchen beginnen. Denn wie schwer man wieder davon
loskommt, dürfte jeder, der, so wie ich, einmal geraucht hat, sehr
genau wissen», mahnte Mortler.