Mehr Pflegebedürftige - Zwei Millionen werden zu Hause gepflegt

Seit Beginn des Jahres greifen Änderungen bei der Pflegeversicherung.
Gesetz hin oder her - die Zahlen steigen. Der Sozialverband VdK sieht
in dem Thema eine Dauerbaustelle.

Wiesbaden/Berlin (dpa) - Immer mehr Menschen sind pflegebedürftig.
Der Großteil wird zu Hause versorgt. Wie das Statistische Bundesamt
am Montag berichtete, waren Ende 2015 in Deutschland 2,86 Millionen
Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes.
Das waren 8,9 Prozent beziehungsweise 234 000 Menschen mehr als im
Dezember 2013. «Die Baustelle Pflege ist trotz der eingeleiteten
Reformvorhaben noch nicht geschlossen», sagte die Präsidentin des
Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher.

73 Prozent aller Pflegebedürftigen wurden 2015 zu Hause versorgt -
das waren mehr als zwei Millionen Menschen. 1,38 Millionen wurden
allein durch Angehörige gepflegt. 692 000 Pflegebedürftige wurden in
Privathaushalten mit Hilfe oder vollständig durch ambulante
Pflegedienste versorgt. Gut ein Viertel, also 783 000
Pflegebedürftige, wurde in Pflegeheimen betreut.

«Pflegebedürftigkeit darf nicht arm machen», betonte der
Sozialverband VdK. Immer mehr Menschen könnten die Heimkosten nicht
mehr bezahlen und bräuchten staatliche Unterstützung. Um dem
vorzubeugen fordert der VdK eine jährliche automatische Anpassung der
Pflegeversicherungsleistungen.

Im Vergleich zum Dezember 2013 stieg die Zahl der Pflegebedürftigen
in Heimen um 2,5 Prozent. Bei der Pflege zu Hause ist die Zunahme mit
knapp 12 Prozent deutlich höher. Pflegende Angehörige müssten daher
noch besser unterstützt werden, forderte der VdK.

83 Prozent der Pflegebedürftigen waren 65 Jahre und älter. Mehr als
ein Drittel war über 85 Jahre alt. Der VdK fordert größere
Anstrengungen, damit Menschen erst später pflegebedürftig werden. «Es

ist belegt, dass sich durch Prävention und Rehabilitation bei vielen
älteren Patienten die Pflegebedürftigkeit vermeiden oder
hinausschieben lässt», sagte Mascher.

Die Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums seien «heute schon
überholt», sagt Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung
Patientenschutz. «Es sind nicht 2,8 Millionen Pflegebedürftige, die
zum Stichtag der Umstellung Leistungen der Pflegeversicherung
erhalten. Tatsächlich muss mit 3 Millionen Pflegebedürftigen
gerechnet werden.»