Uniklinikum erhält viele Anfragen nach Gebärmuttertransplantation

Im Oktober vergangenen Jahres transplantierte ein Ärzteteam der
Uniklinik Tübingen eine Gebärmutter - mit Erfolg. Weitere Frauen mit
genitalen Fehlbildungen haben daran Interesse.

Tübingen (dpa/lsw) - Nach der erfolgreichen Transplantation einer
Gebärmutter bereitet sich das Uniklinikum Tübingen auf neue
Operationen vor. Es hätten sich 60 bis 80 ernsthaft Interessierte
gemeldet, sagte Prof. Sara Brucker vom zuständigen Ärzteteam am
Donnerstag in Tübingen. «Da schauen wir jetzt, ob es medizinisch
passt.» Bei manchen Paaren sei man schon in der Vorbereitung der
Eizellenentnahme. Konkrete Termine für Transplantationen gebe es aber
noch nicht: «Da müssen ganz viele Kriterien stimmen.»

Zum einen müssten die potenziellen Spenderinnen und Empfängerinnen
sehr viele medizinische Untersuchungen durchlaufen. «Da die
Transplantation nur mit Lebendspenden möglich ist, muss alles
passen», sagte Brucker. Zudem hätten viele Interessierte auch noch
keine Spenderin.

Die deutschlandweit erste Transplantation einer Gebärmutter war im
vergangenen Oktober in der Uniklinik durchgeführt worden. Die 23
Jahre alte Patientin kam wegen einer angeborenen Fehlbildung ohne
Scheide und Gebärmutter zur Welt. Eine Scheide war bei ihr bereits
2009 in Tübingen angelegt worden. Die transplantierte Gebärmutter
stammte von ihrer Mutter, die zeitgleich operiert wurde. Beiden
Frauen gehe es gut, sagte Brucker. «Wir sind extrem zufrieden.»

Die 23-Jährige komme regelmäßig zu Nachuntersuchungen und Kontrollen.

Dabei seien bislang keine Abstoßungsreaktion festgestellt worden,
sagte Brucker. «Auch der Zyklus funktioniert normal - die Gebärmutter
ist funktionell in Ordnung.» Im Herbst oder Winter 2017 soll der Frau
eine bereits entnommene, mit Sperma ihres Mannes befruchtete und
tiefgefrorene Eizelle eingesetzt werden.

Eine weitere Transplantation war im vergangenen Jahr gescheitert,
noch bevor die Gebärmutter in die Empfängerin eingesetzt werden
konnte. Der Spenderin gehe es aber ebenfalls gut, sagte Brucker. Die
Empfängerin werde weiterhin von der Klinik betreut.

Laut früheren Angaben Bruckers können rund 15 000 Frauen in
Deutschland keine Kinder bekommen, weil sie ihre Gebärmutter entweder
früh verloren haben - etwa durch Krebs oder Unfälle - oder gar keine
haben. Wegen der angeborenen Fehlbildung namens
Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom kämen Jahr für Jahr in
Deutschland 80 bis 100 Mädchen zwar mit Eierstöcken, aber ohne
Scheide und Gebärmutter zur Welt. Diesen Frauen habe sie bisher sagen
müssen, dass sie nie ein eigenes Kind zur Welt bringen werden,
berichtete Brucker. Da in Deutschland die Leihmutterschaft verboten
ist, sei nur die Adoption geblieben.