Opferschutz: Therapien für Pädophile als Kassenleistung geplant

Berlin (dpa) - Vorbeugende Therapien für Männer mit pädophilen
Neigungen könnten in Zukunft eine Leistung der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) werden. Geplant sei noch in diesem Jahr
eine Gesetzesänderung, sagte Lutz Stroppe, Staatssekretär des
Bundesministeriums für Gesundheit, am Dienstag in Berlin. Dadurch
könnte der GKV-Spitzenverband den Auftrag für ein Modellvorhaben
erhalten. Für diese fünfjährige Erprobungsphase seien fünf Millione
n
Euro pro Jahr veranschlagt - verbunden mit einer wissenschaftlichen
Analyse über den Nutzen der Therapien. Über die nötige Änderung im

fünften Sozialgesetzbuch solle im November der Bundestag und im
Dezember der Bundesrat entscheiden, ergänzte Stroppe. Hauptziel sei
ein besserer Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch.

Die Mittel würden an die bisher elf Standorte des Netzwerks «Kein
Täter werden» fließen, das seit 2005 wissenschaftlich begleitete
Präventionstherapien für Männer anbietet, die sich sexuell zu Kindern

hingezogen fühlen. In den Therapien lernen sie auf Wunsch anonym,
ihre Neigung zu kontrollieren. Voraussetzung für die Therapie ist,
dass keine Strafverfahren laufen. Pädophilie sei nicht heilbar, lasse
sich aber kontrollieren, sagte Charité-Sexualwissenschaftler Klaus M.
Beier, Sprecher des Präventionsnetzwerks. Nicht jeder Pädophile
begehe Übergriffe. In elf Jahren hätten rund 7000 Männer bei «Kein

Täter werden» freiwillig Hilfe gesucht. Das Projekt erfahre mit Blick
auf den Opferschutz inzwischen weltweit Aufmerksamkeit.