Frau mit heißem Wasser verbrüht - Fast vier Jahre Haft für Ehemann

Hamburg (dpa/lno) - Wegen eines Angriffs mit kochendem Wasser auf
seine Ehefrau hat das Landgericht Hamburg am Donnerstag einen
69-Jährigen zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt.
Nach Überzeugung der Strafkammer hatte der Leiter eines Reisebüro die
53-Jährige aus Verärgerung über ein vermeintliches Fehlverhalten erst

mehrfach geschlagen und ihr dann mindestens einen Liter heißes Wasser
über den Kopf geschüttet. Etwa 50 Prozent ihrer Hautfläche wurden
verbrüht. Die Frau habe mehrere Monate auf einer Brandintensivstation
gelegen und in akuter Lebensgefahr geschwebt, sagte die Vorsitzende
Richterin Ulrike Taeubner. Das Motiv für die Tat blieb unklar.
Taeubner deutete aber an, dass der Angeklagte eine Geliebte hatte,
und es möglicherweise um die Familienehre ging.

Die Aufklärung des Verbrechens war besonders schwierig, weil sich
alle Familienmitglieder weigerten, als Zeugen auszusagen. Selbst die
verbrühte Frau wollte nicht vor Gericht erscheinen und auch ihre
Ärzte nicht von der Schweigepflicht entbinden. Andere Zeugen machten
nach Überzeugung das Gerichts Falschaussagen. Eine Verurteilung wurde
dennoch möglich, weil die Aufzeichnung eines Notrufs der Tochter
vorlag. Zudem waren Telefongespräche abgehört worden.

Der 69-Jährige hatte erklärt, seine Familie sei in der Türkei
zusammengekommen und habe der dabei nicht anwesenden Frau eine
Entschädigung zugesprochen. «Das Verfahren lässt viele Fragezeichen
zurück», sagte die Richterin.