Umfrage: Zufriedenheit mit Gesundheitsversorgung - Bleibt das so? Von Ruppert Mayr, dpa

Das Gesundheitssystem in Deutschland ist eines der besten der Welt.
Doch so ein System ist nicht zum Nulltarif zu haben. Für viele stellt
sich die Frage: Kann sich Deutschland das in Zukunft noch leisten?

Berlin (dpa) - Die Menschen in Deutschland sind mit ihrer
Gesundheitsversorgung hoch zufrieden, doch viele fürchten, dass der
Kostendruck künftig zu Leistungskürzungen führt. Das geht aus einer
Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des
Finanzdienstleisters MLP hervor, die am Mittwoch in Berlin
vorgestellt wurde.

Danach stufen 93 Prozent der Ärzte und 82 Prozent der Bürger die
heutige Gesundheitsversorgung als gut oder sehr gut ein, 2014 waren
dies noch 90 Prozent beziehungsweise 79 Prozent. Viele sorgen sich
jedoch, dass wegen steigender Kosten durch technischen Fortschritt in
der Medizin, durch mehr ältere Menschen und durch zunehmenden
Personalmangel Leistungen gekürzt werden.

Dem MLP-Gesundheitsreport zufolge spüren vielfach jetzt schon Ärzte
und Bürger Einschränkungen bei der Versorgung. Deutlich mehr
Krankenhausärzte als vor zwei Jahren berichteten, dass sie aus
Budgetgründen schon auf notwendige Behandlungen verzichtet hätten.
Auf der anderen Seite hätten 40 Prozent der Bürger das Gefühl, dass
ihnen eine Behandlung oder ein Medikament vorenthalten worden sei.

Nach Berechnungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für
Wirtschaftsforschung fließen indessen bis 2020 an die 40 Milliarden
Euro zusätzlich ins Gesundheitssystem. Das führt laut Umfrage dazu,
dass bei den Bürgern erstmals ein guter Eindruck von der
Gesundheitspolitik überwiege. Dagegen seien 62 Prozent der Ärzte mit
der Politik unzufrieden. Sie sehen weiteren Reformbedarf.

Die Unzufriedenheit auf Ärzteseite mit der Gesundheitspolitik könnte
unter anderem mit der Krankenhausstrukturreform zusammenhängen. Nur
eine knappe Mehrheit befürwortet den Angaben zufolge
Qualitätsmessungen, die veröffentlicht werden und Auswirkungen auf
die Honorierung haben (53 Prozent). Vor allem an kleinen Häusern
rechnen Ärzte mit ungünstigen Einstufungen und Budgetkürzungen (42
Prozent).

56 Prozent klagten über zu lange Wartezeiten beim Arzt. Weshalb viele
Bürger die neu eingerichteten Terminvergabestellen positiv
bewerteten, während sie die niedergelassenen Ärzte mit Verweis auf
eine geringe Nachfrage weiter ablehnen. Besonders in Berlin (60
Prozent) müssten die Patienten lange auf einen Termin warten, während
dies in Rheinland-Pfalz nur 47 Prozent betreffe.

Deutlich gestiegen sei der Anteil der Bürger, die mehrmals beim Arzt
eine Behandlung oder ein Medikament selbst bezahlen mussten (32
Prozent). Vor allem in Brandenburg habe eine Mehrheit (43 Prozent)
das Gefühl, dass sich der Arzt nicht ausreichend Zeit für sie nehmen
könne. In Rheinland-Pfalz gebe dies nur jeder Vierte an.

48 Prozent der niedergelassenen Ärzte im ländlichen Raum berichten
schon heute von einem Ärztemangel (37 Prozent). Vor allem in
Thüringen klagten die Bürger (51 Prozent) über zu wenige Ärzte. Dre
i
Viertel der Ärzte auf dem Land rechneten mit Schwierigkeiten bei der
Suche nach einem Nachfolger.

Der Sprecher des Spitzenverbandes der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV), Florian Lanz, sagte der dpa: «Wir wollen,
dass die Menschen auch in Zukunft so zufrieden mit den
Gesundheitswesen sein können.» Leistungskürzungen seien kein Weg in
die Zukunft, sondern bessere Strukturen und eine bessere
Zusammenarbeit, etwa von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern.
Durch einen Abbau von Überkapazitäten bei Kliniken «wird die
Versorgung qualitativ besser und gleichzeitig werden unnötige Kosten
vermieden».