Sonne, Mond und Sterne im Oktober - riesiger Vollmond Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Der Vollmond wirkt im Oktober besonders groß. Am Abendhimmel
verabschieden sich Sommersternbilder. Und die Tageslänge verkürzt
sich nun deutlich.

Stuttgart (dpa) - Mit fortschreitender Abenddämmerung zeigt sich im
Oktober tief im Südwesten der Abendstern, die Venus. Venus ist zwar
der hellste aller Planeten, wegen der horizontnahen Stellung ist der
innere Nachbarplanet der Erde aber noch nicht besonders auffällig. Am
3. wandert die schmale Sichel des zunehmenden Mondes an Venus vorbei.

Zweimal kommt der Mond im Oktober in Neumondposition: am 1. um 2.11
Uhr und am 30. um 18.38 Uhr. Vollmond tritt am 16. um 6.23 Uhr ein,
wobei der Mond besonders groß erscheint. Denn nur einen Tag später
passiert er seinen erdnächsten Bahnpunkt, wobei ihn 357 860 Kilometer
von uns trennen. Das Zusammentreffen von Vollmond und Erdnähe führt
zu Springfluten mit besonders hohem Tidenhub.

Nicht nur Venus, auch Mars und Saturn sind noch am Abendhimmel
sichtbar. Beide stehen knapp über dem Südwesthorizont. Gegen Ende
Oktober zieht sich Saturn vom Abendhimmel zurück. Am 30. wird Saturn
von Venus weit südlich überholt. Um Saturn noch zu erkennen,
empfiehlt es sich, ein Fernglas zu benutzen. Auch Mars ist nicht mehr
leicht auszumachen. Kurz nach zehn Uhr abends wird er im
horizontnahen Dunst unsichtbar und geht unter.

Zu Monatsbeginn ist der flinke Merkur gut am Morgenhimmel erkennbar -
ab sechs Uhr knapp über dem Osthorizont. In der zweiten Oktoberwoche
zieht sich Merkur vom Morgenhimmel zurück und wird unsichtbar.
Jupiter hingegen, der in den letzten Wochen unbeobachtbar nahe der
Sonne am Taghimmel stand, taucht Mitte Oktober am Morgenhimmel auf.
Der weiß glänzende Riesenplanet wandert durch das Sternbild Jungfrau.
Ende Oktober geht Jupiter bereits um 4.35 Uhr auf.

Uranus kommt zur Monatsmitte in Opposition zur Sonne. Der grünliche
Planet steht somit der Sonne am irdischen Firmament genau gegenüber
und ist die gesamte Nacht am Sternenhimmel präsent. Um Uranus im
Sternbild Fische zu entdecken, ist ein Fernglas oder Teleskop nötig.
Er ist so lichtschwach, weil er doppelt so weit von der Sonne
entfernt ist wie Saturn.

Uranus wurde 1781 rein zufällig von Wilhelm Herschel mit einem
selbstgefertigten Teleskop im Sternbild Zwillinge entdeckt. Ein
Menschenleben lang - 84 Jahre - ist dieser Planet unterwegs, um
einmal um die Sonne zu laufen. Zur Opposition ist Uranus 2835
Millionen Kilometer von der Erde entfernt, dies entspricht der
19-fachen Erde-Sonne-Distanz.

Das von Uranus reflektierte Sonnenlicht ist zwei Stunden und 38
Minuten unterwegs, um die fast drei Milliarden Kilometer bis zu uns
zurückzulegen. Mit 51 000 Kilometern Äquatordurchmesser ist der
Uranusglobus viermal größer als die Erde. Eine dichte Atmosphäre aus

Wasserstoff und Helium hüllt ihn ein. Die Temperatur an der
Wolkenobergrenze liegt bei minus 215 Grad.

Fünf große Monde des Uranus wurden von der Erde aus entdeckt, wobei
die ersten beiden schon 1787 von Herschel gefunden wurden. Sie wurden
Titania und Oberon getauft und sind knapp halb so groß wie unser
Erdmond.

Die Raumsonde «Voyager II» passierte im Januar 1986 als bisher
einziger irdischer Späher den grünlichen Planeten und entdeckte dabei
zehn weitere Satelliten, allerdings recht kleine. Inzwischen wurden
mit großen Teleskopen im infraroten Spektralbereich weitere Minimonde
aufgespürt, womit sich die Zahl der Uranustrabanten auf 27 erhöht
hat.

Am abendlichen Fixsternhimmel steht das Sommerdreieck mit den drei
hellen Sternen Wega, Deneb und Atair noch hoch am Westhimmel.
Typische Sommersternbilder wie Skorpion und Schütze sind bereits
unter dem Horizont verschwunden. Auch Arktur hat sich von der
Himmelsbühne verabschiedet. Der Große Wagen steht knapp über dem
Nordhorizont.

Das Himmels-W, die Kassiopeia, ist hoch über unseren Köpfen zu sehen.
Die mittlere Spitze des Sternen-Ws deutet auf den Polarstern, der das
Deichselende des Kleinen Wagens markiert. Der Kleine Wagen ist viel
schwerer zu erkennen als der Große, da die meisten seiner Sterne viel
lichtschwächer sind.

Hoch im Süden hat das Herbstviereck die Mittagslinie fast erreicht.
Es gehört zum Sternbild Pegasus, ein Fabelwesen in Gestalt eines
Pferdes mit Flügeln. An die Nordostecke des Pegasusquadrats schließt
sich die Sternenkette der Andromeda an.

Gute Augen erkennen bei hervorragenden Sichtbedingungen im Sternbild
Andromeda ein kleines, längliches Lichtfleckchen, den Andromedanebel.
Er ist ein Sternensystem aus einigen Hundert Milliarden Sonnen. Die
Andromedamilchstraße ist das fernste Objekt, das man mit bloßen Augen
sehen kann. Das Licht dieser fernen Sterne ist fast drei Millionen
Jahre zu uns unterwegs, das entspricht einer Distanz von 30
Trillionen Kilometer - eine wahrhaft astronomische Zahl. Trotz dieser
enormen Entfernung ist die Andromedagalaxie unsere Nachbarmilchstraße
- die anderen großen Galaxien sind noch viel weiter entfernt.

Südlich der Andromeda stößt man auf das Tierkreisbild Widder.
Zwischen Widder und Andromeda befindet sich das kleine Sternbild
Dreieck, lateinisch Triangulum. Hoch im Osten hat sich der Fuhrmann
breitgemacht. Hauptstern des Fuhrmanns ist die helle Kapelle, eine
gelbliche Doppelsonne in 42 Lichtjahren Entfernung.

Den Südosten nimmt der ausgedehnte Walfisch ein. Er ist kein Tier im
zoologischen Sinn, sondern ein Fabelwesen, ein Meeresungeheuer,
lateinisch Cetus genannt. Der ostfriesische Landpfarrer und
Amateurastronom David Fabricius sah im August 1596 im Walfisch einen
Stern, den er dort zuvor nie beobachtet hatte. Nach einigen Wochen
war der Stern, der immer lichtschwächer wurde, verschwunden. Später
tauchte er wieder auf.

Fabricius und andere Astronomen konnten sich dieses seltsame
Verhalten nicht erklären. Sie nannten den Stern daher Mira Stella
Ceti - seltsamer, verwunderlicher Stern im Walfisch. Heute weiß man,
dass Mira Ceti ein pulsierender roter Riesenstern ist, in dem unser
gesamtes inneres Sonnensystem bis zur Marsbahn bequem Platz fände.

Die Sonne wandert am absteigenden Ast ihrer Jahresbahn durch das
Sternbild Jungfrau. Am 31. Oktober wechselt sie in das Sternbild
Waage. In das Tierkreiszeichen Skorpion tritt die Sonne am 23.
Oktober. Die Mittagshöhe der Sonne nimmt um fast elf Grad ab, die
Tageslänge verkürzt sich im Hamburg um zwei Stunden und drei Minuten,
in Stuttgart um eine Stunde und 44 Minuten.