Betrug mit Röntgenkontrastmitteln - Haftstrafen verhängt Von Wiebke Dördrechter, dpa

Mit falschen Abrechnungen und Verordnungen für Röntgenkontrastmittel
hat die Radiologie-Gesellschaft Hanserad Krankenkassen um Millionen
betrogen. Der Hauptangeklagte fehlt im Prozess, die beiden
Mitangeklagten müssen in Haft.

Hamburg (dpa) - Im Hamburger Prozess um einen Millionenbetrug bei der
Abrechnung von Röntgenkontrastmitteln hat das Landgericht Haftstrafen
verhängt. Ein ehemaliger Geschäftsführer (59) der mittlerweile
insolventen Radiologie-Gesellschaft Hanserad wurde zu viereinhalb
Jahren Haft verurteilt. Ein mitangeklagter Apotheker (67) soll für
fünf Jahre ins Gefängnis. Ein dritter Beschuldigter, der
hauptangeklagte Radiologe (59), hat sich ins Ausland abgesetzt und
wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Dessen Verfahren wurde
darum abgetrennt.

Die beiden Männer hatten nach Überzeugung des Gerichts zusammen mit
dem flüchtigen Ex-Chef von Hanserad die Krankenkassen nachweislich um
acht Millionen Euro geschädigt. Die Gesellschaft des Radiologen hatte
in großen Mengen Röntgenkontrastmittel beim Arzneimittelgroßhandel
des Apothekers gekauft und die Mittel in Einzeldosen abgerechnet. Der
Großteil des Rabattgewinns floss über Tarnfirmen an Hanserad. Die
Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen von sieben und acht Jahren
gefordert.

Kontrastmittel werden Patienten üblicherweise vor radiologischen
Untersuchungen verabreicht, um Blutgefäße, Gallenwege, Magen oder
Darm besser sichtbar zu machen.

Die Strafkammer ging von gewerbsmäßigen Betrug in 26 Fällen aus.
Zudem hätten die Angeklagten in weiteren zehn Fällen Beihilfe
geleistet. Von dem Vorwurf des bandenmäßigen Betrugs wurden sie am
Donnerstag freigesprochen. Nach Auffassung der Richter hatten sie den
Tatplan zwar nicht entworfen, jedoch wussten sie von der
Unrechtmäßigkeit und mussten somit spürbar bestraft werden.