Alternatives Krebszentrum: Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

Starben Patienten eines alternativen Krebszentrums am Niederrhein an
dort verabreichten Mitteln? Diese Frage konnten die Behörden noch
nicht klären. Gegen den Praxisinhaber ermittelt die
Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung.

Krefeld (dpa) - Nach dem Tod mehrerer Patienten eines
alternativen Krebszentrums ermittelt die Staatsanwaltschaft Krefeld
gegen den Betreiber der Einrichtung wegen fahrlässiger Tötung und
fahrlässiger Körperverletzung in mehreren Fällen. Das teilte die
Behörde am Freitag mit. «Die bisherigen Ermittlungen bieten keine
zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte dafür, dass der Beschuldigte
den Tod von Patienten oder Gesundheitsbeschädigungen vorsätzlich
herbeigeführt hat», hieß es in der Mitteilung.

Die bisherigen Ermittlungen hätten den Verdacht erhärtet, dass der
Heilpraktiker zwischen dem 25. und 27. Juli in seiner Praxis
in Brüggen am Niederrhein fünf Patienten mit dem Präparat
«3-Bromopyruvat» behandelt habe. Die Substanz ist nicht als
Medikament zugelassen. Laut Staatsanwaltschaft sei der Heilpraktiker
aber grundsätzlich berechtigt gewesen, den Stoff zu verwenden.

Die Ermittlungen gegen den Beschuldigten hatte der Tod einer
43-jährigen Frau aus den Niederlanden ausgelöst: Sie starb am 30.
Juli in einem Krankenhaus in Mönchengladbach, nachdem sie am 25. Juli

in der Einrichtung behandelt worden war. Vor ihrem Tod hatte sie über
Kopfschmerzen geklagt, war zeitweise verwirrt und schließlich nicht
mehr ansprechbar war.

Kurze Zeit später gab die Polizei bekannt, dass bereits am 28. Juli
eine 55-jährige Belgierin und einen Tag später ein 55-Jähriger aus
den Niederlanden gestorben waren. Beide waren am 27. Juli in dem
Zentrum in Behandlung gewesen. Zwei weitere Patienten hatten sich
laut Staatsanwaltschaft wegen lebensbedrohlicher Beschwerden in
ärztliche Behandlung begeben.

Ob der Tod der Patienten direkt mit der Einnahme von «3-Bromopyruvat»
in Zusammenhang steht oder sie an den Folgen ihrer Krankheit starben,
konnte den Ermittlern zufolge noch nicht abschließend geklärt werden.

In der Praxis wurden überwiegend niederländische Staatsangehörige
behandelt. Mit Bekanntwerden der Todesfälle hatte die Polizei
gewarnt: Wer in dem Krebszentrum behandelt wurde, sollte sich in
«fachkundige Behandlung» begeben und bei den Behörden melden.

Die Ermittler werten nun Zeugenhinweise aus sowie die Beweismittel,
die bei der Durchsuchung von Wohn- und Praxisräumen des beschuldigten
Heilpraktikers sichergestellt wurden. Dies solle Aufschluss geben, ob
weitere Behandlungsfälle in die Ermittlungen miteinbezogen werden
müssen, hieß es.