Foodwatch kritisiert Öl-Spuren in Lebensmitteln

Gefährliche Chemikalien gehören nicht in die Nahrung. In manchen
Kartons mit Reis, Nudeln, Weizengrieß oder Haferflocken könnten aber
Gesundheitsgefahren stecken - dabei wären Gegenmaßnahmen möglich.

Berlin (dpa) - Jedes vierte entsprechend geprüfte Lebensmittel
enthält nach Angaben der Organisation Foodwatch bedenkliche Spuren
aromatischer Mineralöle. Sie drängt die Regierung zu einem
verpflichtenden Schutz vor solchen möglicherweise krebserregenden
Substanzen. Bei amtlichen Kontrollen in fünf Bundesländern seien
zwischen 2011 und 2015 in 128 von 446 Produkten Rückstände dieser Öle

festgestellt worden, teilte Foodwatch am Donnerstag nach einer
eigenen Auswertung mit. Dabei gehe es vor allem um in Papier oder
Karton verpackte Trocken-Lebensmittel wie Reis, Weizengrieß und
Nudeln, aber auch Schokolade.

Als Quelle für solche Übertragungen gelten unter anderem Druckfarben,
die in Altpapierkartons enthalten sind, aber auch Maschinenöle sowie
Abgase aus Industrie und Verkehr. Bundesernährungsminister Christian
Schmidt (CSU) müsse den Herstellern etwa Innenbeutel oder
Beschichtungen der Kartons vorschreiben, um den Übergang auch
weiterer Chemikalien in Produkte zu verhindern.

Foodwatch mahnte außerdem die Festlegung strikter Höchstwerte an.
Eine Null-Toleranz solle dabei für sogenannte aromatische Mineralöle
gelten, die unter Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Die
Discounter Aldi Süd, Lidl und Kaufland hätten ihren
Eigenmarken-Lieferanten bereits konkrete Vorgaben gemacht, sagte
Johannes Heeg von Foodwatch.

Das Bundesernährungsministerium hat nach eigenen Angaben ein
Forschungsvorhaben zu der Mineralölproblematik initiiert. Mögliche
rechtliche Regelungen seien auf dieser Datenbasis gerade in der
Diskussion. Zudem unterstütze das Ministerium eine Regelung auf
EU-Ebene.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hatte bereits 2010 erläutert,
dass in Lebensmittelpackungen aus Altpapier unter anderem Mineralöle
mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (Moah) nachgewiesen worden seien
- dazu könnten krebserzeugende Substanzen gehören. «Deshalb sollte
kein nachweisbarer Übergang von Moah auf Lebensmittel stattfinden»,
schreibt das BfR. Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest mit
Adventskalendern 2012 sprach das Institut allerdings angesichts
geringer Mengen von «keiner grundsätzlich neue Belastungssituation»
für den Verbraucher.

Die Auffassung des BfR, dass ein mögliches krebserzeugendes Potenzial
der aromatischen Kohlenwasserstofffraktion nicht ausgeschlossen
werden kann, wurde durch ein Gutachten der Europäischen Behörde für
Lebensmittelsicherheit (Efsa) aus diesem Jahr bestätigt. Der Übergang
von Mineralölbestandteilen kann laut BfR durch den Einsatz von
Frischfaserkartons, der Verwendung von mineralölfreien Druckfarben
und besonderen Barrieren verhindert werden.

Zudem wurden in den fünf Bundesländern laut Foodwatch in 375 der 446
Produkten gesättigte Mineralöle (Mosh) nachgewiesen. Sie können sich

im Körper anreichern und haben im Tierversuch Organe geschädigt.
Diese sollten soweit technisch möglich reduziert werden, forderte
Heeg.

Für die Auswertung fragte Foodwatch bei allen Bundesländern an, ob
zwischen 2011 und 2015 trockene Lebensmittel in Kartonpackungen auf
einen Mineralölgehalt untersucht worden seien. Dies war den Angaben
zufolge in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und
Sachsen bei insgesamt 446 Produkten der Fall. Rückstände gefunden
wurden unter anderem in Weizengrieß, Reis und Haferflocken.