Darmspiegelung kann zweithäufigste Krebsart verhindern

Jährlich 66 000 neuen Erkrankungen, zweithäufigste krebsbedingte Todesursache

Mit jährlich 66 000 neuen Erkrankungen stellt der Darmkrebs in Deutschland die zweithäufigste Krebsart und zugleich die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache dar. Angesichts dieser Zahlen riefen Wissenschaftler und Ärzte bei einer Fachtagung mit 4000 Experten in Köln zu mehr Vorsorgeuntersuchungen auf. Beim Darmkrebs nehme Deutschland europaweit den traurigen Spitzenplatz ein, sagte Prof. Wolff Schmiegel von der Ruhr- Universität Bochum bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Dabei gebe es bei frühzeitiger Erkennung Heilungschancen von gut 90 Prozent.

Die Mehrzahl der Erkrankungen werde aber erst in einem späten Stadium erkannt, da es kein «Frühwarnsystem» gebe, wie Schmiegel erklärte. Symptome wie Bauchschmerzen oder Blut im Stuhl träten erst spät auf. Patienten ab 55 Jahren, die seit drei Jahren im Rahmen der Krebsvorsorge einen Anspruch auf eine Darmspiegelung haben, sollten davon dringend Gebrauch machen, riet der Mediziner. Die Spiegelung sei völlig schmerzfrei. Unter einer Million Vorsorge-Darmspiegelungen sei bei knapp einem Prozent Darmkrebs festgestellt worden. Bei weiteren 29 Prozent wurden Polypen entdeckt und entfernt, so dass eine mögliche Krebsentstehung verhindert wurde.

Zugleich hieß es bei dem viertägigen Kongress, dass etwa die Hälfte aller Dickdarmtumore bei gesünderer Ernährung und mehr Bewegung vermeidbar wären. Zurückhaltung sei beim Verzehr von rotem Fleisch wie Rind, Schwein oder Lamm angesagt. Bei Reizdarm und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sollten Nikotin und Alkohol tabu sein. Sie lösen den Angaben zufolge vermehrte Säureabsonderungen aus. Die schützende Schleimproduktion der Magenschleimhaut werde gemindert, was zu Magen- und Darmgeschwüren führen könne.

Die Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs werden auch nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) von zu wenigen Menschen genutzt. Im Jahr 2004 ließen sich nur 4,8 Prozent der Männer ab 55 untersuchen, teilte die Kasse mit. Bei den Frauen lag der Anteil bei 6,9 Prozent. Grund sei vermutlich die Angst vor Erkennung der Krankheit, sagte ein Sprecher der Kasse. Doch nur bei einer von 100 Untersuchungen werde Darmkrebs festgestellt. Frühzeitig erkannt, sei er fast immer heilbar.