Disease-Management: Verbesserung der Behandlung für chronisch Kranke

Teilnahme ist freiwillig, die freie Arztwahl bleibt unangetastet

Bei Disease-Management-Programmen (DMP) sollen alle an der Behandlung eines chronisch Kranken Beteiligten "an einem Strang ziehen". Ziel ist es, die Versorgung von chronisch Kranken zu verbessern. Denn im Gegensatz zu einer hervorragenden Akutversorgung muss die Betreuung chronisch Kranker in Deutschland im internationalen Vergleich verbessert werden. Komplikationen und Folgeerkrankungen chronischer Krankheiten sollen durch eine gut abgestimmte, kontinuierliche Betreuung und Behandlung vermieden oder in ihrem Zeitpunkt des Auftretens verzögert werden.

Ein Patient gilt als schwerwiegend chronisch krank, wenn er wenigstens ein Jahr lang mindestens einmal pro Quartal ärztlich behandelt wurde (Dauerbehandlung) und zusätzlich eines der folgenden Merkmale zutrifft:

  • Es liegt eine Pflegebedürftigkeit der Pflegestufe 2 oder 3 nach dem zweiten Kapitel des SGB IX vor.
  • Es liegt ein Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 60 Prozent nach § 30 BVG oder eine Erwerbsminderung von mindestens 60 Prozent vor.
  • Es ist eine kontinuierliche medizinische Versorgung (ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung, Arzneimitteltherapie, Behandlungspflege, Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln) erforderlich, ohne die nach ärztlicher Einschätzung eine lebensbedrohliche Verschlimmerung, eine Verminderung der Lebenserwartung oder eine dauerhafte Beeinträchtigung der Lebensqualität aufgrund der ständig behandlungsbedürftigen Gesundheitstörung zu erwarten ist.

Wenn die Kasse eines Versicherten ein DMP für die vorliegende Krankheit anbietet, der Arzt an dem Programm teilnimmt und der Versicherte die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt, kann er sich in das Programm eintragen. Der Patient unterschreibt die Teilnahmeerklärung und gibt seine Einwilligung zur Datenweitergabe. Diese Dokumente und die ausgefüllte Erstdokumentation werden vom Arzt an die entsprechende Datenstelle weitergeleitet. Der Patient hat sich für seine Erkrankung auf einen koordinierenden Arzt festgelegt, der nun für die weitere Folgedokumentation aber auch für die krankheitsbezogenen Über- und Einweisungen verantwortlich ist. Der Verlauf der Behandlung und Therapieziele werden zwischen Arzt und Patienten abgestimmt, regelmäßig Folgetermine und bei Bedarf Schulungen vereinbart. Die Dokumentation dient auch der Qualitätssicherung. Die Aufwendungen für Koordinierung, Dokumentation und Schulung werden dem Arzt außerhalb des Budgets vergütet. Die Teilnahme an einem Disease-Management-Programm ist für Patient und Arzt freiwillig.

Die freie Arztwahl bleibt weiterhin unangetastet. Aufgrund der Dauer und der Komplexität der Erkrankung ist es erforderlich, einen Koordinationsarzt zu wählen. Die Patienten können aber ohne Angabe von Gründen den koordinierenden Arzt wechseln. Die freie Arztwahl bleibt im DMP erhalten, da

  • die Patienten unter den koordinierenden Ärzten jederzeit wechseln können, ohne das Disease-Management-Programm verlassen zu müssen;
  • die Patienten auch andere Ärzte neben ihrem Koordinationsarzt aufsuchen können.

Um die Kontinuität der Behandlung zu gewährleisten, muss bei einem Arztwechsel jedoch festgelegt werden, wer zukünftig die Funktion des koordinierenden Arztes übernehmen soll. Ebenso dokumentiert der Koordinationsarzt krankheitsbezogene Überweisungen und Mitbehandlungen.

Aktuelle Daten für Strukturierte Behandlungsprogramme/ Disease-Management-Programme (DMP)

Für sechs Krankheiten – Diabetes mellitus Typ 2 und 1, Brustkrebs, koronare Herzkrankheit, Asthma bronchiale, chronisch obstruktive Lungenerkrankung – sind Zulassungsvoraussetzungen für DMPs in Rechtsverordnungen festgelegt. Die Bundesregierung hat mit dem Gesetz zur Reform des Risikostrukturausgleichs vom 10. Dezember 2001 die Förderung qualitätsgesicherter Behandlungsprogramme über den Risikostrukturausgleich eingeführt.

Es gibt derzeit 4.746 vom Bundesversicherungsamt zugelassene Programme (Stand 19. Juli 2005), davon

• 3.079 für Diabetes mellitus Typ 2,

• 1.412 für Brustkrebs und

• 255 für koronare Herzkrankheit.

Nach der Monatsstatistik der Krankenkassen waren im Juli 2005 insgesamt 1.662.885 Versicherte in (vom BVA) zugelassene strukturierte Behandlungsprogramme (DMP) eingeschrieben, davon

• 1.586.993 Versicherte in die Programme für Diabetes mellitus Typ 2,

• 22.202 Versicherte in die Programme für Brustkrebs und

• 53.690 Versicherte in die Programme für koronare Herzerkrankheit