Kranksein ist in den USA immer teuer

Medikamente kosten mehr als in jedem anderen Land

Krank zu sein ist für Amerikaner teuer. Abgesehen von zwei staatlichen Programmen für 40 Millionen Rentner und Behinderte und ganz Arme gibt es nur private Versicherungen, die in der Regel eine Selbstbeteiligung verlangen. Das Rentnerprogramm Medicare können Menschen ab 65 in Anspruch nehmen. Erst seit Anfang dieses Jahres bietet es einen begrenzten Medikamentenzuschuss. Die Pharmapreise sind in den USA anders als in den meisten Ländern nicht reguliert und Medikamente teurer als in jedem anderen Land.

Die privaten Krankenversicherungen werden meist als Gruppenvertrag über den Arbeitgeber angeboten. Kein Arbeitgeber ist dazu aber gezwungen und kann auch eigene Kriterien für die Zulassung festlegen. Der weltgrößte Supermarktkette Wal-Mart versichert Vollzeitkräfte etwa erst nach sechs Monaten. Die Arbeitgeber beteiligen sich in der Regel und freiwillig zu 50 Prozent an den Beiträgen. Es bleibt ihnen unbenommen, Gruppenverträge mit niedrigen Prämien, aber hoher Selbstbeteiligung aushandeln.

Wer seinen Job verliert, muss sechs Monate weiter versichert werden, allerdings selbst die vollen Kosten tragen. Danach fliegen Arbeitnehmer aus der Versicherung raus. Wer sich dann eine Privatversicherung nicht leisten kann, bleibt außen vor. Eine 39-jährige Sachbearbeiterin zahlt zum Beispiel in Baltimore bei Washington 278 Dollar Prämie im Monat, mit 250 Dollar Medikamenten- und 500 Dollar Krankenhausselbstbeteiligung. 45,8 Millionen Menschen, etwa 15 Prozent der Bevölkerung, waren nach Angaben der Volkszählungsbehörde 2004 nicht versichert. Tendenz steigend.

Um die explodierenden Kosten einzudämmen, schränken immer mehr Versicherungen die freie Arztwahl ein. Die Versicherung bestimmt die Preise für bestimmte Leistungen und erlaubt Konsulationen nur mit Ärzten, die das akzeptieren. 1988 unterlagen 27 Prozent der Versicherungsverträge diesen Beschränkungen, heute sind es über 90 Prozent. Spezialisten bestehen oft auf Barzahlung ihrer Patienten.

(dpa)